Strasse von Messina

3.06.2015 71 sm (904 sm gesamt)

Auf Odysseus Spuren waeren wir dann unterwegs 😉

Sind heute frueh um 5.30 Uhr los und hatten kurz spaeter genau den Wind, den ein Kat so liebt. 8,6 Knoten hatten wir als Spitzengeschwindigkeit! Ich dachte leider fast zu spaet an ein Beweisfoto, trotzdem konnte ich noch 8,5 Knoten festhalten. Immerhin. Leider blieb der Wind gerade mal 2 Stunden und dann hiess es wieder Maschinen an. Aber das kennen wir ja schon. Der aktuelle Schnitt ist uebrigens 86 sm segeln, 818 sm Sprit bezahlen 🙁

Landschaftlich war die Strecke sehr schoen. Lange Sandstraende und dadurch haeufig eine Tiefe von gerade mal 16-20 Metern. Irgendwann habe ich aufgehoert, zu zaehlen, wie viele Netze ausgebracht wurden. Fischernetzbojen mit Faehnchen sind ja sehr gut zu erkennen, die XXS Plastikflaschen als Markierung (leider in der Mehrheit) aber oft erst kurz vor dem Bug. Eigentlich wollte ich aber die vielen Wracks erwaehnen, die vor der Kueste verstreut am Grund liegen. Das waren wirklich nicht wenig. Kurz bevor der Aetna (aber leider im Dunst) ins Blickfeld kam, begegnete uns die ein oder andere Megayacht, AIS Ziel war jedesmal Montenegro. Wunderte uns irgendwie nicht. Die Delphine unterwegs fand` ich allerdings imposanter 😉 Sie gehoeren schon zur Tagesordnung. Soo schoen!

In der Antike galt die Durchfahrt zwischen Sizilien und dem italienischen Festland als extrem gefaehrlich. Stroemungen, Gezeiten, Fallboen und Strudel. Als wuerde das allen Seefahrern nicht schon den Garaus machen, kamen damals auch noch Skylla und Charybdis (lt. Homer) hinzu. Ich kann nur sagen: haben wir es gut, dass heute einfach heute ist. Eigentlich.

Kaum in der Strasse von Messina angekommen, ging es naemlich rund. Wir konnten wieder segeln. Aber diesmal wollten wir es gar nicht. Unser Wahlhafen, die „Marina“ del Nettuno, war nicht mehr so weit weg und eigentlich wollten wir nur noch ankommen. Der Wind kam uns entgegen und die Schaumkoepfe mit Welle ebenfalls. Also mussten wir kreuzen. Kaum waren die Segel oben, war Reffen angesagt. Und das gleich zweimal. Waren es anfaenglich nur 18 kts, ging es schnell auf 24 kts und dann deutlich ueber 30 kts (sieben Windstaerken). In der Wettervorhersage war der Wind mit max. 17 Knoten angesagt und insofern waren wir wirklich mehr als ueberrascht.

Als uns der erste Kreuzfahrer entgegen kam (der schoen mit der Welle gefahren ist und auf dem nicht Costa stand), habe ich fuer einen kurzen Moment an das bevorstehende Anlegemanoever gedacht. In dem Moment, so in Fleecejacke eingemummelt und enger Schwimmweste….ja….Neid…mehr muss ich wohl nicht schreiben 😛

Aber alles hat Vor- und Nachteile; von dem Balkon des Kreuzfahrtriesen haette ich sie nicht gesehen. Mindestens 40 Delphine, eher mehr. Rechts von uns, links von uns, vor unserem Bug. Wahnsinn! 20 Minuten haben sie uns begleitet und hatten ihren Spass. Manchmal sind 3 Tiere auf einmal vor unserem Bug nebeneinander aus dem Wasser gesprungen und wieder abgetaucht. Um genau das dann etliche Male zu wiederholen. So was Faszinierendes habe ich noch nicht gesehen. Ich haette sooo gerne Bilder gemacht -aber wir wurden beim Zuschauen von den entgegenkommenden Wellen schon geduscht, also wollte ich die Kamera nicht auch noch poekeln.

Apropos Delphine und damit Unterwasserwelt: ich habe gelesen, dass neben dem Thunfisch auch der Schwertfisch regelmaessig durch die Strasse von Messina zieht. Um ihn zu fangen, wurden spezielle Boote entwickelt. Im Topp des Mastes ist ein spezieller Sitz fuer den Kapitaen montiert, er steuert das Boot dort aus luftiger Hoehe. An seinen Platz kommt er mithilfe einer elektrischen Winsch. Vorne am Bug befindet sich ein riesiger Ausleger, der laenger ist als das gesamte Boot. Das klingt seltsam interessant. Falls mir so eine Konstruktion vor die Linse kommt, gibt es sofort ein Foto.

Der Marinero hier sagte uns, nachdem wir fest lagen, so waere das hier. Sobald wir aus der Strasse oben wieder raus waeren, waere der Wind komplett weg. Ebenso die Welle. Kaum zu glauben, genau so haben wir es bei der Einfahrt aber erlebt. Lassen wir uns morgen ueberraschen. An sich wollten wir einen Tag Pause machen und erst uebermorgen weiter fahren. Nachdem wir aber am Schwimmsteg -gleichzeitig Wellenbrecher genannt-Pustekuchen!! liegen und das zu Preisen, die den Schwimmsteg vergolden koennten, und alle Nase lang eine Faehre (und das die ganze Nacht noch) in den Hafen nebenan einlaeuft, geht es morgen wieder weiter. Nur diesmal nicht so frueh…
Apropos Faehren. Was hier ein- und auslaeuft, ist wirklich unbeschreiblich. Das kann an sich nicht nur an der Stadt liegen, so schoen soll die nicht sein. Also muss das wohl ein Umschlagfaehrenhafen sein.
Morgen wollen wir uns noch in Ruhe Messina anschauen. Die Stadt ist ganz schoen gebeutelt worden in der Geschichte. Jeweils mit zig-Tausenden von Toten verbunden hat sie die Pest, Erdbeben, Beschiessungen durch feindliche Flotten, Cholera, Seebeben und letztendlich die Bombardierung durch die Allierten im 2. Weltkrieg erdulden muessen.