Tag 16 Itea – Korinth

30.06.2013 38 sm (548 sm gesamt)
Das ionische Meer: Bekannt als Schwachwindrevier, haha. Davon haben wir bisher nur wenig mitbekommen. Also, wenn das hier ein Schwachwindrevier und die Aegaeis ein Starkwindrevier sein sollen – na dann, Prost Mahlzeit. Auch gestern Abend wehte es recht kraeftig, so dass Paul und ich beschlossen, lieber noch einen Tag in Itea zu bleiben, ausser – ja, ausser, es waere am naechsten Morgen total ruhig. In dem Fall wollten wir frueh starten, um vor Aufkommen des richtig heftigen Windes so gegen 15 Uhr in der Marina in Korinth zu sein.
Gesagt,getan, Wecker auf 06.00 Uhr gestellt, raus geschaut: Windstille. Also Crew geweckt und gleichzeitig abgelegt.
Was soll ich Euch sagen, wir waren noch nicht eine Meile unter Maschine gelaufen, da holte ich bereits die Genua raus und keine 15 min spaeter durfte ich sie schon reffen. Nach gut 30 min hatten wir konstant zwischen 26 und 33 kts Wind, das entspricht guten acht, fast neun Windstaerken. Gott sei Dank von raumschots, aber trotzdem ziehe ich es gerade vor, bei geschlossenen Tueren am Kartentisch zu sitzen und dies hier zu schreiben, waehrend Snowy mich mit einem Blick ansieht, der zwischen: ‚Was tut ihr mir an?‘ und: ‚warum konnte ich nicht in eine normale Familie geraten‘ schwankt. Meine bessere Haelfte liegt zusammengerollt auf dem Sofa und schlaeft. Fuer mich undenkbar, ist dies ihre Art, damit umzugehen, wenn es ihr nicht gut geht. Ich brauche den Blick zum Horizont und ab und zu frische Luft. Und das ist auch der Grund, warum ich jetzt erst einmal schliesse und wieder raus gehe. Speed gerade: 7,6 kts, zur Marina noch gut drei Stunden, bisherige Fahrtzeit: 3,5 Stunden.
Was ein Tag! Laufen in den Vorhafen ein, weil Conny und Paul dort schon an der Kaimauer festgemacht haben. Gaaanz grosser Fehler!! Nicht nur der Wind steht auf die Kaimauer, sondern auch die Welle. Selbst, nachdem wir alle Fender auf die Seite der Mauer gepackt haben, huepft unsere Purpurmond dermassen auf und ab, dass sich die Fender dauernd hochschieben oder wie Pfannekuchen platt gedrueckt werden. Hier koennen wir nicht bleiben. Leicht gesagt, aber nur schwer umgesetzt, denn der Wind drueckt uns immer noch mit gut 28 kts auf die Mauer. Einige freiwillige Helfer stehen bereit und mit vereinten Kraeften bekommen wir die dicke Dame rueckwaerts vom Kai weg. Eine fette Boe drueckt aber den Bug an allen Fendern vorbei wieder an die Mauer: Gelcoatschaden, verdammt! Warum kann einfach nicht einmal ein Tag ohne Bruch sein?? Achja, einen unserer fetten blauen Kugelfender haben wir bereits unterwegs verloren, weil er sich selbstaendig gemacht hat.
Ok, mit der Hilfe anderer Segler verholen wir in die kleine Marina, wo direkt um die Ecke der Einfahrt noch ein Platz fuer einen Fischer frei ist. Den nehmen wir erst einmal, froh, ueberhaupt etwas zu bekommen. Wenn er zurueckkommt, koennen wir immer noch verhandeln. Erst einmal fest, uffz. Pfeif auf die Schramme. Unvorstellbar, was sich da an Adrenalin aufbaut. Warum gehen wir nicht bergwandern? Fuer heute reicht es. Spaeter helfen wir noch der My Lady, die ebenfalls entnervt aufgibt und sich ins Paeckchen in die Marina verholt.
Einige Segler, die von Sueden aus dem Kanal gekommen sind, erzaehlen uns, dass sie schon seit Donnerstag hier liegen, weil es jeden Tag so gepfiffen haette. Aber morgen soll es angeblich weniger Wind geben. Hoffentlich, denn die Kanalfahrt wird sonst nicht lustig. Und wir muessen morgen durch, denn Dienstag ist der Kanal immer wegen Renovierung geschlossen, so dass wir anderenfalls zwei Tage verloeren. Mir reicht es, wie gesagt und deshalb kann jetzt Nadine noch etwas schreiben.
Tut sie auch 🙂 Was soll ich sagen, ich habe waehrend der Ueberfahrt gut geschlafen und mich zum Glueck mit klein Snowy nicht -wie schon einmal- synchron uebergeben. Ich hatte gestern auch gesagt, lieber mal wieder den Wecker stellen und mit wenig Wind frueh los als mit dem bekannten Nachmittagswind in die Marina einlaufen. Wie unser Tag aber nun abgelaufen ist, habt Ihr ja bereits gelesen. Ein Tag zum kot***, jedenfalls fast 😉
Nachdem wir fest am Kai lagen und die Fender ganze Arbeit leisteten, musste erstmal ein Schnaps her. Oh man, what a day! Gleich gehen wir ein bisschen spazieren und schauen, ob wir unseren blauen Fender nicht doch irgendwo an Land gespuelt finden. Ein Versuch ist es wert und Snowy freut sich auch mal, nicht immer nur die kleine Rund-Rennstrecke an Bord zu sehen. Apropos klein Snowy, ich denke nicht, dass er so etwas denkt. Spaetestens nach der taeglichen Scheibe Salami guckt er wieder ganz, ganz anders 😉 ..und wenn man sieht, wie er nach dem Ankommen jedesmal ueber die Stege stolziert, dann erkennt man den klassischen Bordhund. Aber richtig!