Archiv für den Tag: 24. November 2016

Aufregung am Abend

24.11.2016,12:00 UTC, 115 sm, 494 sm gesamt,noch 2.280 sm bis zum Ziel
Seit gestern morgen haben wir Genua und Fock draussen und fahren nur noch unter dieser Passatbesegelung. Es ist ruhiges und sehr bestaendiges Segeln. Selbst in der Nacht hatten wir damit keine Probleme. Heute nacht zogen zwei Squalls durch, aber sie sind auf dem Radar sehr gut zu sehen und die beiden Segel lassen sich dank der feststehenden Spibaeume sofort wegreffen. Leider schmilzt die Butter immer noch nicht. Trotzdem haben wir um 11:30 UTC den Kurs auf 263 Grad geaendert – direkt nach St. Lucia!!! Aber wir haben so wenig Wind, dass man nicht glaubt, dass man auf dem Atlantik unterwegs ist. Das Etmal zeigt schon, wie langsam wir voran kommen. Irgendwie ist es mehr wie auf dem Chiemsee, ich glaube, selbst Nadine wurde bei diesen Bedingungen nicht seekrank.
Was wirklich sensationell arbeitet, ist die Selbststeueranlage. Wirklich unglaublich, wie schnell und praezise sie das Boot durch die hohen Wellen steuert. Und wir merken richtig, wie der Stromverbrauch runtergeht, weil wir den Autopiloten nicht mehr brauchen. Vom Verschleiss einmal ganz abgesehen.
Gestern abend gab es den Mahi Mahi – sehr lecker, sehr zartes Fleisch. Auf Wunsch von Paul werde ich die Angel heute nicht heraushaengen – er braucht Fleisch. 🙂 Aber morgen werden wir unser Glueck dann wieder versuchen.
Gestern abend wurde es dann auch noch richtig spannend(wobei spannend an sich nicht das richtige Wort ist, aber mir faellt nichts besseres ein): Auf VHF kam ein Mayday herein. Reger Funkverkehr und am Ende stellte sich heraus, dass 20 sm hinter uns eine deutsche Segelyacht nach Wassereinbruch auf Tiefe gegangen ist. Gott sei Dank wurden alle fuenf Besatzungsmitglieder unversehrt von einem Frachter aufgenommen. Wir waren kurz davor, umzukehren und Hilfe zu leisten, konnten dann aber beeruhigt weiter fahren. Und jetzt kommt die Haerte: Conny meint, dass wir die Segler kennen. Ihrer Meinung nach handelt es sich um ein deutsches Ehepaar mit zwei kleinen Kindern und noch einem weiteren Besatzungsmitglied. Schatz – Conny meint, Du haettest Dich bei einem der Sundowner laenger mit ihr unterhalten. Na, der grenzenlosen Erleichterung darueber, dass es so glimpflich ausgegangen ist, folgte dann aber doch ein laengeres Schweigen – so etwas belastet doch sehr und man denkt wieder, hoffentlich kommen wir gut an.
Die ARC Leitung sendete dann noch ein Mail ueber den Vorgang und fuehrte darin zusaetzlich noch einige Schiffe auf, die wegen Mastbruches, gerissenen Steuerseilen und aehnlicher Probleme auf dem Rueckweg zu den Kanaren sind. Und ein Schiff hat wohl einen Wal gerammt, aber keinen Schaden davon getragen.
Wie auch immer, der Blick geht nach vorne. Irgendwann muss der Passat doch mal kommen, das Fleece in die Ecke geworfen werden koennen und blauer Himmel, Sonne und tolle Naechte mit Millionen von funkelnden Sternen das Grau in Grau verjagen.