Archiv für den Tag: 24. Juni 2021

Dienstag, 22.06.

Waren gestern gegen 21:30 Uhr endlich an Bord! Hatten irgendwie nach dem ganzen Theater keinen Hunger mehr und so ging es nach einem Glas Rotwein sofort ins Bett.
Heute morgen um 07:30 Uhr begann die Arbeit. Wegen des heissen und dazu schwülen Wetters wollten wir möglichst schnell den Wagen ausgeladen haben. Kaffee und Schokocroissants blieben dadurch leider auf der Strecke. Na gut, dann aber in jedem Fall morgen!
Jetzt ist es fast 16 Uhr und wir haben beschlossen, dass es für heute reicht! Immer wieder erstaunlich, wieviel man so zu puzzeln hat, wenn man an Bord kommt: ausräumen, einräumen, säubern, Leinen legen, Polster raus, Bilgen kontrollieren, Winterleinen weg, usw. und dann hat man an sich noch nicht mal die wichtigen Dinge getan: Beide Maschinen und den Generator laufen lassen, Segel setzen, alle Instrumente prüfen, Wasser und Diesel tanken, Propeller und Saildrives unter Wasser von Muscheln befreien usw.
Aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Heute Abend geht es erst einmal Moules et Frites essen.
Ach ja, noch eines: als ich heute morgen aufstand und auf die Insel und das Meer schaute, war ich richtiggehend froh, dass wir unseren neuen Liegeplatz bereits bezahlt haben. Ich wäre sonst wirklich noch mal ins Schwanken gekommen, weil es einfach so schön hier ist.

Sonntag/Montag, 20./21. Juni 2021

Ich werde nie vergessen, wie ich einmal von Bremen nach München fliegen musste. Am Abend gab es ein Länderspiel und der Pilot hatte es sichtlich eilig, dieses auch nicht zu verpassen. Nicht nur, dass wir 15 min vor der angesagten Zeit den Finger verließen (Boarding completed), er gab auch bereits auf der Taxibahn ordentlich Gas, ging mit Schwung in die Kurve zur Startbahn……
……und dann kam der Satz durchs Mikrophon, den ich bis heute nicht vergessen habe: „Nu geit dat endlich loos“.
Nu geit dat endlich loos: das dachte ich auch gestern Abend. Nachdem Corsica Ferries – mal wieder – unsere eigentlich gebuchte Fähre ohne Angabe von nachvollziehbaren Gründen gecancelt hatte, wir daraufhin das Hotel stornieren und Pläne grundlegend ändern mussten, klingelte der Wecker um 02:30. Die Fahrt nach Livorno verlief ohne Staus und das einzig Unangenehme waren die SMS und Mails von o.g. Gesellschaft mit kurzfristig angekündigten neuen (und natürlich späteren) Abfahrtzeiten. Also ganz ehrlich: ich weiss nicht, ob das mit Moby auch so schlimm ist, aber Corsica Ferries ist solch ein Saftladen, dass das alleine schon Grund genug ist, Korsika den Rücken zuzuwenden! Leider! Ich könnte hier Geschichten schildern, die wir erlebt haben….. aber ich lasse es besser. Nachher bekomme ich noch eine Unterlassungsklage zugeschickt. Wir fuhren dann endlich mit fast zwei Stunden Verspätung los (wohlgemerkt: schön langsam; Treibstoff ist ja teuer, also kündigt man vorsichtshalber schon einmal an, dass die Überfahrt nicht 4 1/2 Stunden wie vor der Coronakrise dauert, sondern 5 Stunden.) Toll! Kommen wir halt ungeplant im Dunkeln zum Schiff! Genau das wollte ich nicht mehr haben, aber wie gesagt: Saftladen in jeder Beziehung!
Jetzt sitzen wir auf der Fähre und ich schreib schon mal die TO DO Liste um, denn heute Abend werden wir wohl nur noch die Wertsachen aus dem Pickup holen können. Morgen früh geht die Arbeit dann richtig los. Unser Wagen ist pickepacke voll; neben Ersatzteilen und Erneuerungen (von der neuen Rettungsinsel über neue Winterleinen bis zu repariertem Bimini) haben wir alles wie immer über die Monate im Keller gesammelt. Es ist jedesmal wieder erstaunlich, was da so zusammenkommt über die Zeit. Also morgen ausräumen und verstauen, Mittwoch geht es dann mit Segel setzen, Motoren testen, Elektronik prüfen u.ä. weiter.
Mensch, ich habe ja ganz vergessen, am Anfang zu erklären, warum wir so einen Aufwand betreiben.
Also, so schön Korsika, Elba und Sardinien sind – und alle drei Inseln sind wirklich traumhaft!, so sehr haben wir auf der einen Seite die An- und Abreise mit der Fähre (die dann mal wieder nicht fährt) oder Flugzeug (das dann nur im Sommer fliegt) satt. Auf der anderen Seite werde ich zu alt, um den ganzen Winter nur in Sorge um mein Schiff zu sein, weil es mal wieder mit bis zu 220 km/h am Cap Corse weht. Macinaggio und seine freundlichen Bewohner werden uns sehr, sehr fehlen, ebenso wie Moules et frites, Heidi und Michael, Anke und Uwe und noch viele andere – aber – und das hätte ich noch vor ein paar Jahren kategorisch ausgeschlossen, Kroatien lockt. Und das gleich aus mehreren Gründen: so kommen Paul und Conny mit der My Lady aus Portugal nach Kroatien zurück, Peter und Ulrike liegen mit Ihrer Blue Moon um die Ecke in Griechenland – aber das wichtigste ist, dass es von unserem Zuhause bis zu unserer neuen Marina auf Krk 487 km sind! Keine Fähre! Abends Wettervorhersage schauen, kurzer Blickkontakt zwischen Nadine und mir, packen, am nächsten Morgen los und 5 Stunden später auf der Purpurmond sitzen. Und wenn es nur ein paar Tage sind, so what. Wir haben es letztes Jahr bereits genossen, die Purpurmond mehr als Ferienwohnung denn als Segelboot zu nutzen und haben uns vorher noch nie so gut erholt. Die Kombination von Hafenlieger und kurzen Trips in die kroatische Inselwelt – herrliche Vorstellung.
Ja, und deshalb liegen in den nächsten gut zwei Monaten rund 1.200 sm vor uns, um die Purpurmond einmal um den Stiefel hoch nach Krk zu segeln. Oder motoren! Eigentlich schade, dass die Italiener zwischen Livorno und Rimini nicht so eine Art Nord-Ostseekanal gebuddelt haben. 100 nm lang und wir könnten den Trip in 6 Tagen durchziehen. Haben sie aber leider nicht.
Also, das angekündigte Ende des Blogs ist zumindest für dieses Jahr ausgesetzt; in den nächsten Tagen mehr.