28. Mai 2019
Gut, ich mag manchmal zu pessimistisch sein, aber in der Regel würde ich es eher realistisch nennen.
Dienstag früh sollten wir in die Werft. Gerufen wurden wir um 13 Uhr. Dann gingen alle erst einmal in die Mittagspause.
Danach dauerte es bis 16 Uhr, bis der Mast lag und danach kümmerte sich keiner mehr um uns. Meine vorsichtig vorgetragene Frage, wann wir denn nun an Land gehoben würden, wurde mit einem Schulterzucken quittiert. „Ask the boss“. Ok, we asked the boss, der uns mitteilte, dass er leider keinen Platz hätte. „Aber wir haben den Termin doch schriftlich ausgemacht und fixiert!“ „Ja, aber da ist alles mögliche dazwischen gekommen, schau selbst, ich habe keinen Platz“.
Nee, so nicht. Ich bin zwar inzwischen etwas ruhiger geworden und nicht wie ein HB-Männchen direkt in die Luft gegangen, aber so nicht!
Eine gute Stunde später hatten wir einen Krantermin für Mittwoch Mittag und das Versprechen, zumindest das Antifouling zu streichen. Fürs Polieren habe er weder Zeit noch Leute. Ach ja, und das Bild vom bösen Deutschen habe ich wohl leider auch etwas aufpolieren müssen. Sein einziger geknurrter Kommentar zu meinem „Danke“ war „I do not like to get under pressure“. Ich habe mein „Müsstest Du bei vernünftiger Planung auch nicht, aber ich fahr doch nicht 1.500 km, um dann so ein Desaster zu erleben“ vorsichtshalber herunter geschluckt.
Nachdem Walter mit dem Mast am Mittwoch Mittag fertig sein wollte, es aber immer noch nicht ist, das Antifouling in Schüben aufgetragen wird (immer mal ein Meter und dann ist er wieder eine halbe Stunde verschwunden) und der einzige, der seine Arbeit erledigt hat (Anoden gewechselt, Saildrive und Propeller gestrichen, diverse Reparaturen und Checks erledigt), wie immer der Skipper und seine Frau sind, geniessen wir jetzt einfach hoch und trocken den Sommer – 25 Grad, blauer Himmel und Sonne, freuen uns, dass wir nicht in Aschau sind (14 Grad und Dauerregen) und harren erwartungsfroh der Dinge, die da noch kommen müssen.
Morgen ab 13 Uhr werden wir wohl anfangen müssen, die Montags- und Dienstagstermine der nächsten Woche zuhause zu canceln. „Fare una bella figura“ bekommt hier gerade eine ganz neue Bedeutung.
Aber vielleicht passiert bis dahin ja noch ein Wunder. Man erzählt sich ja auch, dass die letzten Sitze des Olympiastadiums in Athen eine halbe Stunde vor dem Einlass zur Eröffnungsfeier montiert wurden. Warum soll das woanders nicht auch klappen? Ich werde jetzt mal nach dem Mast schauen.