23.07.2019. 643 sm
…die pontinischen Inseln. Aber der Reihe nach.
Von Procida nahmen wir gestern die Schnellfähre nach Ischia und entschieden uns dort für das einzig Richtige: Eine dreistündige Inselrundfahrt mit dem Taxi. Einmal abgesehen von der angenehmen Temperatur im Auto sahen wir dadurch auch deutlich mehr von der Insel, als wenn wir uns zu Fuß aufgemacht hätten. Resümee von allen: tolle Insel, viel schöner als Capri und nicht so überlaufen. Nachmittags ging es dann zurück nach Procida.
Von Uli kam dann der Vorschlag, in Anbetracht der Hitze, unseres Hundes und des Rufes von Neapel doch vielleicht auf den Besuch dieser Stadt zu verzichten und damit auch nicht sterben zu müssen. Nach sehr kurzer Diskussion wurde der Vorschlag einstimmig demokratisch angenommen.
Heute morgen (der Skipper hatte in Anbetracht von 52 sm die Abfahrtzeit auf 06:00 festgelegt) ging es dann nach Ponza, der Hauptinsel. Wieder einmal – wie schon so oft – ließ uns unser Küstenhandbuch ziemlich im Stich, aber eine gründliche Internetrecherche half im Vorfeld beim Suchen eines schönen Ankerplatzes.
An dieser Stelle jetzt mal ein Einschub zum Thema Küstenhandbuch. Also, ohne Namen zu nennen, aber das ist ein wirklich trauriges Kapitel, dieses angebliche „Standardwerk“. Nicht nur, dass die aktuelle Ausgabe aus dem Jahr 2011!!!! ist (was dazu führt, dass es Marinas gibt, die im Buch noch gar nicht genannt werden und andere, die im Buch als toll und neu beschrieben werden, inzwischen ihren Zenit aber deutlich überschritten haben) sind doch deutlich mehr als nur wenige Angaben nicht richtig, nicht ausreichend oder fehlen einfach. Seit 2013 ärgern wir uns mehr über das Buch, als dass es uns hilft und ich trauere sehr meinem Karl-Heinz Beständig mit seinen kroatischen Pilots hinterher. Aber das nur mal so nebenbei.
Die Inseln sind – wie gesagt – sehr beeindruckend. Alle Inseln sind Überreste versunkener Vulkankrater. Auf Ponza haben sich schon so berüchtigte Figuren wie Caligulas wahnsinnige Brüder, die Mutter Neros und Agrippina herumgetrieben.
Wir liegen auf 7 m Sand in einer wunderschönen Bucht der Hauptinsel Ponza namens Cala Inferno, also Höllenbucht. Diesen Namen verdankt sie aber nur den imposanten Felsen, die sie einrahmen.
Archiv für den Monat: Juli 2019
…und morgen geht es wieder retour
20.07. 2019
In Ischia waren wir dann doch nicht, aber in dem Hafen von Procida. Sehr süsse Insel und angeblich wohnen auf ihr die meisten Menschen pro qm im Mittelmeer. Zudem beherbergt sie die älteste Seefahrerschule der Welt.
Vom Meeresniveau des Hafens geht es steil nach oben – was dazu geführt hat, dass sich so ziemlich alle Einwohner E-Bikes gekauft zu haben scheinen. Naja, vielleicht nicht alle, aber es fahren auffallend viele mit E-Bikes herum.
Den folgenden Tag ankerten wir für 80 Euro an einer Boje vor der Amalfiküste. Wir werden einfach nicht schlau. Der Schwell durch den Südwind, jeder Menge vorbeifahrender Motorboote und Fähren war so grausam, dass wir beide wieder im Salon (Nadine) bzw. in der Plicht (K-D) geschlafen haben. Oder besser, wir haben es versucht. Wie auch immer, wir brachen freiwillig noch vor 6 Uhr am nächsten Morgen und ziemlich gerädert auf.
Für Nadine ging es dann dicht an Positano und Amalfi vorbei in die Marina d´Arechi bei Salerno.
Am Mittwoch flogen Bibi und Uli ein. Da Bibi die Ausgrabungen von Pompeii schon kannte, passte sie am Donnerstag auf Snowy auf und Uli, Nadine und ich fuhren mit dem Zug dort hin. Imposant – das mussten wir alle feststellen. Echt der Hammer! So groß, so tolle Mosaiken, so gut erhalten – das hatten wir alle nicht erwartet.
Freitag ging es dann mit einer Fähre nach Capri. Gut, als BWLer verstehe ich ja das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Aber 10 Euro für ein Glas Zitronensaft und ähnlich gesalzene (oder sollte ich besser sagen zitronenhafte) Preise für andere Getränke und Essen trüben den Besuch dieser an sich zauberhaften Insel etwas ein. Die anderen geschätzt 100.000 Besucher schien das allerdings nicht zu stören.
Heute ist Ruhe- und Einkauftag und morgen in aller Frühe geht es zurück nach Procida.
Kurz vor dem Ziel
12.07. 2019, Gaeta, 463 sm
Und schon wieder zehn Tage vergangen. Von Giglio aus ging es ans italienische Festland in die Marina Riva di Traiano. Mehr als 1.000 Schiffe liegen dort, aber schön ist anders. Der „Mini“ Market erinnerte mich eher an die aus meiner Jugend in Jugoslawien (von der Auswahl) und auch ansonsten merkte man, dass es nach Süden ging. Ähnlich ging es uns in der nächsten Marina in Ostia/Rom. Die Toiletten und Duschanlagen waren eine Zumutung, der Verfall überall zu sehen. Viele Geschäfte geschlossen und einen Markt gab es überhaupt nicht. Auch in dieser Marina lagen wieder mehr als 1.000 Schiffe. Aber zumindest gab es rund 10 Restaurants/Pizzerien und sehr gute Servicebetriebe. Wir mussten vier Tage dort bleiben, weil es ununterbrochen aus Südost pfiff und konnten die Zeit nutzen, um einige Reparaturen/Neuerungen durchführen zu lassen. Richtig erstaunt war ich, als die angegliederte Werft mir ein Edelstahlteil, von dem ich eine Zeichnung und eine Schablone angefertigt hatte, innerhalb einer Stunde sauber fertigte. Echt toll und jetzt läuft auch das Rollgroß sauber herauf und herunter. Auch der Persenningmacher wechselte ein völlig verklebtes Fenster zügig aus, fertigte dazu noch drei Fensterabdeckungen und verlangte dafür einen fairen Preis.
An sich wollten wir auch gerne kurz nach Rom – mit der Metro sind es nur 20 min bis zum Colloseum. Allerdings rieten uns die Einheimischen dringend davon ab – über 40 Grad und völlig überfüllt mit Touristen. Und da wir früher schon mehrfach in Rom waren und Snowy an einem solchen Ausflug erst recht keine Freude gehabt hätte, ließen wir es bleiben.
Dann ging es Mittwoch endlich weiter nach Nettuno. Rd. 30 sm gegenan, aber irgendwann muss es ja mal weiter gehen. Und zumindest der Wind war wie so häufig äußerst schwach, so dass nur die Welle störte.
Im Porto di Nettuno gingen wir dann längseits. Mit 120 Euro pro Nacht ohne WLAN wurde hier der höchste Preis bisher aufgerufen. Allerdings mit Abstand auch die besten Duschen und Toiletten geboten. Ein richtig großer Supermarkt lag direkt ausserhalb der Marina und daraus folgte: genau, Segler schleppen gerne übervolle Rucksäcke, Taschen und Tüten.
Abends erkundeten wir die wirklich sehr nette Altstadt, die direkt hinter dem Hafen beginnt.
Gestern dann – wieder zuerst gegenan, dann zwar Segelwind, aber mit 8 bis 10 kts nicht ausreichend – ging es früh auf die Mammutstrecke (50 sm) nach Gaeta. Hier liegen wir jetzt noch bis morgen vor der wunderschönen Altstadt mit imposanter Festungsanlage und gotischer Kirche vor Anker.
Morgen geht es dann nach Ischia, danach Positano und am Montag wollen wir in der für eine Woche gebuchten Marina Arechi ankommen. Dann freuen wir uns auch schon sehr auf die Ankunft von Bibi und Uli, die Mittwoch einfliegen.
…aus gegebenem Anlass. :-)
03.07.2019, Giglio Ost
…muss ich jetzt einen „Spontanblog“ schreiben. Und zwar über die unterschiedliche Anker-Mentalität.
a) Der Deutsche/Holländer/Schweizer/Engländer/u.a. ankert in der Regel wie folgt:
Wassertiefe 5 – 10 m, Sand. Anker und Kette 15 – 20 m über Bord, dann Anker langsam rückwärtsfahrend einfahren, danach je nach Risikotyp und Wetterlage weitere 25 – 35 m Kette, dann Rückwärtsfahrt mit etwa 2.000 Touren und mit Hilfe einer Dreipunktpeilung prüfend, ob das Schiff steht. Danach Maschinen aus. b) ohne diskriminierend sein zu wollen: Einige Italiener ankern wie folgt:
In voller Fahrt Anker über Bord werfend, 2 m Kette mehr als Wassertiefe geben, Schiff stoppt irgendwann brutal auf, nachdem es über die Kette gefahren ist, Maschine aus. Bei jedem Wetter tief und fest schlafen.
Andere wiederum (Prozentsätze nenne ich bewusst nicht 🙂 ) ankern anders: Schiff aufstoppen auf 5 – 10 m Wassertiefe, Anker und Kette (egal wie viel, halt irgendwie genug, aber bitte nicht so viel, dass der Anker den Grund berührt oder wenn, dann aber sanft abgelegt) über Bord, gleichzeitig Maschine aus. Schlaf: s.o.
Letzterer Typ liegt komischerweise immer in Kuschelnähe direkt vor einem – so wie heute mal wieder…. und gestern….
Schlaf des Skippers der Purpurmond: unruhig, insbesondere bei nachts aufkommendem Wind.
…und schon wieder eine Woche rum
02.07.2019, 302 sm, Giglio
Tempus fugit – ja, wo bleibt die Zeit?
Auf Capreia war es schön, aber man sollte wirklich nicht in der Hochsaison da hin. Kleiner Hafen und hohe Gebühren (105 Euro). Aber ansonsten wirklich nett. Gute Eisdiele und Restaurant am Hafen, nettes, verschlafenes Dörfchen auf dem Berg. Dort bekamen wir auch sehr schmackhaften frischen Ziegenkäse. Na gut, nachdem Capreia ja nun „Ziegeninsel“ bedeutet, nicht wirklich überraschend.
Am nächsten Tag ging es nach Macinaggio. Unsere Freunde wollten gerne einmal Korsika kennen lernen und wir ihnen unseren neuen Hafen zeigen. Nachdem auch der Audi dort stand, fuhren wir den nächsten Tag nach Saint Florent und Bastia, um ihnen die Insel noch ein wenig näher zu bringen. Wie alle, die Korsika das erste Mal erleben, waren auch sie begeistert.
Dann ging es nach Elba – leider, wie die ganzen letzten Tage schon – nur unter Maschine. Im Moment glänzt das Mittelmeer eher wie der heimische Ententeich. 1-2 Windstärken für einige Stunden sind bereits als Highlight zu werten.
Dort verbrachten wir noch zwei schöne Badetage inkl. Windsurftraining von Detlev für Nora und mich. Schnorcheln an Felsen stand auch noch auf dem Programm, allerdings nur für die Männer. Wir mussten uns an Bord unbedingt von leichten Rückenschmerzen erholen. Nach zwei Abenden Bordküche und anschließendem Sterne schauen bei Kerzenschein verbrachten wir einen schönen letzten Abend in dem netten Strandrestaurant. Sonntag ging es für die beiden dann Richtung Heimat und für uns nach Giglio. Dort liegen wir nun den zweiten Tag vor einer kleinen Feriensiedlung auf 15 m Tiefe vor Anker. Morgen geht es dann weiter nach Süden, wahrscheinlich nach Giannutri. Unseren Bordhund gibt es natürlich auch noch. Er verbringt die warmen Tage mit dösen, schlafen, Möwen anknurren, weiter dösen und freut sich mit Rute wedeln über seine täglichen Kajakausflüge mit mir an Land. Bild zum schmunzeln gibt es jetzt davon auch noch. Entweder er lässt die Pfoten ganz lässig vorne übers Kajak hängen oder sucht Fische im Wasser..