Archiv für den Monat: November 2016

Es wird waermer

30.11.2016, 06:00 UTC, 133 sm, 1.133 sm gesamt,noch 1.655 sm bis zum Ziel

Das ist aber auch das einzig Positive, das man zur Zeit ueber das Wetter sagen kann. Tagsueber ist Badehose angesagt, nachts traegt der Mann/die Frau von Welt Fleece zu kurzer Hose.
Ansonsten: Flaute, Flaute, Ententeich, Spiegel, Flaute. Unser heutiges Etmal wird wahrscheinlich so bei 40 sm liegen, denn den Motor koennen wir ja leider nicht bis in die Karibik laufen lassen. So langsam kommt ein Gefuehl dafuer auf, was Generationen von Seefahrern frueher erdulden mussten, die zum Teil wochenlang in der Flaute duempelten. Wir werden unser Bergfest wohl von Donnerstag auf Freitag oder gar Samstag verschieben muessen und sehen eine tolle Party nach der anderen in St. Lucia am Horinzont verschwinden, sigh.
Daher habe ich auch gestern keinen Blog geschrieben, denn bis auf den hervorragenden Kaiserschmarrn mit Apfelmus, den Conny zubereitet hat, gab es auch nichts zu berichten.
Jetzt haben wir 05:00 Uhr Bordzeit, meine Wache ist vorueber und ich bin dummerweise nicht muede. Also dachte ich,ich schreibe mal meinem lieben Schatz zuhause zu unserem heutigen Hochzeitstag ein paar Zeilen in der Hoffnung, dass diesem noch ganz viele – moeglichst zusammen verbrachte – folgen werden und setze mich an den Blog. Sollte also nichts Umwerfendes heute im Laufe des Tages passieren, dann war es das fuers Erste. Und Zweite. Usw. Ach ja, morgen nicht vergessen, das erste Tuerchen zu oeffnen 🙂

Si tacuisses…oder auch nicht

28.11.2016, 12:00 UTC, 119 sm, 1.000 sm gesamt,noch 1.800 sm bis zum Ziel

Ja, mit der Philosophie ist das so eine Sache. Und vielleicht denkt einer am Ende dieses Blogs, mein Gott, haette er mal geschwiegen, diese Schwafelei geht einem ja auf den Geist. Aber dann soll er es einfach nicht lesen, denn ein Blog gibt ja nicht nur Reiseerlebnisse wieder, sondern auch Gedanken.
Wie auch immer, gestern wandelte sich das Wetter. Erst wurden die Wellen wieder laenger und hoeher, dann blitzte der eine oder andere Sonnenstrahl durch die Wolken und am Abend hatten wir blauen Himmel und einen irren Sonnenuntergang. Dazu war es warm geworden und in der Nacht leichtwindig mit einem Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie – auch nicht in den Bergen – gesehen habe.
Leichtwind, das ist wieder das thema. Seit heute nacht laeuft der Diesel. Andererseits war es auch dringend notwendig, die Batterien waren auf 41% runter und Trinkwasser muessen wir auch machen.
Jedenfalls sass ich gestern so in den Heckkorb gedrueckt auf Wache und schaute nach hinten und ueber das Wasser. Und dann kommen da diese Riesenwellen an, bauen sich auf, erreichen die Hoehe des Biminis und Du denkst, die muss doch jetzt ins Cockpit einsteigen. Aber nein, ploetzlich verschwindet sie unter dem Heck, du hast das Gefuehl, die Hand eines Riesen hebt dieses kleine, fragile Stueck Kunststoff namens Boot behutsam an, fuehrt es einen Augenblick mit sich und setzt es genauso behutsam wieder ab. Und das Welle fuer Welle. Und rund um dich nur Wasser und Himmel. Und du hast von Tag zu Tag mehr Vertrauen in das Schiff und irgendwann ueberkommt dich ein solches Gluecksgefuehl, dass du das erleben darfst und kannst, das ist, glaube ich, nur demjenigen vermittelbar, der diese Tour einmal selbst gemacht hat. Man ist auf einmal mit sich und der Welt im reinen und denkt, so koennte es von mir aus jetzt Monate weiter gehen. Jeder von uns hat das schon oft in Beschreibungen von Blauwasserseglern gelesen, aber irgendwie war man immer skeptisch und dachte, hmm, ja, mag sein, aber ich glaube, das ist nicht mein Ding. Und dann sitzt man hier und denkt auf einmal genauso. Voraussetzung dafuer ist natuerlich das entsprechende Wetter und den Wind von hinten zu haben,ganz klar, also ich moechte jetzt nicht gegen Wind und Welle bei 8 Bft. und Regen aufkreuzen muessen.
Fuer jemanden, der sich seit seinem 10. Lebensjahr dem Hobby Segeln verschrieben hat, ist diese Reise der Hoehepunkt des seglerischen Lebens. Ich verstehe wirklich nicht, wie jemand diese Ueberfuehrung als langweilig empfinden kann. Gut, es mag eine Menge Gruende dafuer geben, aber wir drei hier an Bord stellten gestern mit Erstaunen fest, dass wir schon eine Woche auf See sind. Und noch nie Langeweile, Frust oder Ungeduld aufkamen. Und das, obwohl wir auf rd. 50 qm zusammenleben und keine Chance haben, mal eben einkaufen, ins Kino oder mit dem Hund zu gehen.
Also, wie der Grieche schon sagte: At the bottom line war es die richtige Entscheidung, hier mitzumachen. Und nur noch 1.800 sm bis zum Ziel. Rumpunch is awaiting us! :_)

1. Advent..

27.11.2016, 12:00 UTC, 150 sm, 874 sm gesamt,noch 1.918 sm bis zum Ziel

..und wir gurken hier rum. Rum oder auch Gluehwein waeren uebrigens an Bord zur Zeit auch gerne gesehen. Das Wetter hat sich nicht geaendert, es soll eher noch schlechter werden. Aber wenigstens Wind haben wir – dazu eine kurze, hackige und hohe Welle. Wie im Mittelmeer halt. Und Delfine haben wir heute das erste Mal gesehen. Sie spielten eine Zeitlang mit der My Lady, bevor sie uns wieder verliessen. Das einzige, was im Moment so ist, wie es sein sollte, ist die weiterhin gute Stimmung an Bord.
Und das trotz nicht weniger negativer Meldungen, die jeden Tag von der Rallyeleitung verschickt werden. Da liest man ueber Abbrueche wegen Riggproblemen, verlorenem Ruder, gerissenne Steuerseilen, gebrochenen Gliedmassen, refuel usw. 14 Yachten laufen ausserplanmaessig sogar die Kapverden wegen dieser Probleme an. Andererseits gibt es einem ein gutes Gefuehl, wenn man nachts drei oder vier Positionslampen anderer Yachten um sich herum sieht. ALs ein Schiff gestern sein Ruder verloren hat, waren sofort fuenf Schiffe standby, haben geholfen, ein Notruder zu basteln und werden die Yacht jetzt im Konvoi bis St. Lucia begleiten.
Kochen wird zum Abenteuer, so, wie das Schiff rollt und die Spaghetti Bolognese haben wir gestern abend einvernehmlich mit drei Gabeln aus dem Topf gegessen.
Und zu Hause ist 1. Advent. Das moechte ich dann auch zum Anlass nehmen,meinen lieben Eltern, Sanny und den Kids, Michi, Aleida, Steffi und Olli und last but not least meinem lieben Schatz einen frohen 1. Advent zu wuenschen. Auf diesem Weg, weil naemlich das bloede Satellitentelefon aus unerklaerlichen Gruenden nicht funktioniert und wir es auch nicht zum Laufen kriegen, groll!
Wenn ich ehrlich bin, dann werde ich beim Gedanken an Adventstee, ein geschmuecktes Haus und den Besuch der vielen wunderschoenen Weihnachtsmaerkte um uns herum ja schon traurig. Aber den Atlantik ueberquert man schliesslich nicht jedes Jahr. Und da dem Menschen naturgemaess immer das fehlt, was er gerade nicht hat, vermute ich stark, dass ich andersherum jetzt mit trauriger Miene zuhause auf die erste brennende Kerze schauen wuerde und daechte, ach, waerst Du doch bei Conny und Paul mitgefahren. Also Maus, trink eine Tasse Tee mit Rum fuer mich mit!
Na, vielleicht wird das Wetter ja noch besser. Irgendwann muss es einfach besser werden. Fuer die naechsten Tage sind aber weiter noch mehr Regen und – jetzt halte man sich fest – WESTwind angesagt. Westwind! Auf der traditionellen Downwindroute in die Karibik. Soweit zum Thema Klimawandel. Und mehr habe ich heute auch nicht zu sagen.
Doch! Weil inzwischen lt.Wetterwelt doch ENE kommt, aber leider nur leichte Winde. Und weil es warm wird, denn die Sonne kommt raus.

Barfussroute? Jetzt wissen wir warum….

26.11.2016, 12:00 UTC, 119 sm, 724 sm gesamt,noch 2.056 sm bis zum Ziel

Geeeenau! Das muss so heissen, weil es Menschen geben soll, die gerne barfuss im Regen spazieren gehen. Anders! ist! es! nicht! zu! erklaeren!
Grauer Himmel, es wurde gar nicht richtig hell, ein Regengebiet nach dem anderen zieht durch und die gesamte Crew sitzt unten.
Der Wachhabende faehrt das Schiff vom Plotter in der Naviecke. Selbst der Skipper hat seinen normalerweise besorgt in die Runde schweifenden Blick, wenn die Wache nicht hinter dem Steuerrad sitzt, gegen einen wohlwohlenden eingetauscht.
Aber zumindest bringt das Tief Wind! Wir brausen seit heute nacht mit 6 bis 8 kn unter Passatsegeln voran. Da es weiter suedlich zwar schoenes Wetter hat, aber deutlich weniger Wind, hegen wir sogar die leise Hoffnung, im Feld etwas nach vorne zu rutschen. In jedem Fall werden wir im Laufe des heutigen Tages die 2.000 sm-Marke knacken.
Nachdem es vorgestrn Fleisch gab, war gestern wieder angeln angesagt. Also, das ist schon toll im Vergleich zum Mittelmeer. Nach gerade mal einer Stunde lag wieder ein 80 cm langer Mahi Mahi an Bord. Paul wird auch immer besser im filetieren und der Rest ging – wie Elio gesagt haette: `pesce per pesce zurueck ins Meer.