28.11.2016, 12:00 UTC, 119 sm, 1.000 sm gesamt,noch 1.800 sm bis zum Ziel
Ja, mit der Philosophie ist das so eine Sache. Und vielleicht denkt einer am Ende dieses Blogs, mein Gott, haette er mal geschwiegen, diese Schwafelei geht einem ja auf den Geist. Aber dann soll er es einfach nicht lesen, denn ein Blog gibt ja nicht nur Reiseerlebnisse wieder, sondern auch Gedanken.
Wie auch immer, gestern wandelte sich das Wetter. Erst wurden die Wellen wieder laenger und hoeher, dann blitzte der eine oder andere Sonnenstrahl durch die Wolken und am Abend hatten wir blauen Himmel und einen irren Sonnenuntergang. Dazu war es warm geworden und in der Nacht leichtwindig mit einem Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie – auch nicht in den Bergen – gesehen habe.
Leichtwind, das ist wieder das thema. Seit heute nacht laeuft der Diesel. Andererseits war es auch dringend notwendig, die Batterien waren auf 41% runter und Trinkwasser muessen wir auch machen.
Jedenfalls sass ich gestern so in den Heckkorb gedrueckt auf Wache und schaute nach hinten und ueber das Wasser. Und dann kommen da diese Riesenwellen an, bauen sich auf, erreichen die Hoehe des Biminis und Du denkst, die muss doch jetzt ins Cockpit einsteigen. Aber nein, ploetzlich verschwindet sie unter dem Heck, du hast das Gefuehl, die Hand eines Riesen hebt dieses kleine, fragile Stueck Kunststoff namens Boot behutsam an, fuehrt es einen Augenblick mit sich und setzt es genauso behutsam wieder ab. Und das Welle fuer Welle. Und rund um dich nur Wasser und Himmel. Und du hast von Tag zu Tag mehr Vertrauen in das Schiff und irgendwann ueberkommt dich ein solches Gluecksgefuehl, dass du das erleben darfst und kannst, das ist, glaube ich, nur demjenigen vermittelbar, der diese Tour einmal selbst gemacht hat. Man ist auf einmal mit sich und der Welt im reinen und denkt, so koennte es von mir aus jetzt Monate weiter gehen. Jeder von uns hat das schon oft in Beschreibungen von Blauwasserseglern gelesen, aber irgendwie war man immer skeptisch und dachte, hmm, ja, mag sein, aber ich glaube, das ist nicht mein Ding. Und dann sitzt man hier und denkt auf einmal genauso. Voraussetzung dafuer ist natuerlich das entsprechende Wetter und den Wind von hinten zu haben,ganz klar, also ich moechte jetzt nicht gegen Wind und Welle bei 8 Bft. und Regen aufkreuzen muessen.
Fuer jemanden, der sich seit seinem 10. Lebensjahr dem Hobby Segeln verschrieben hat, ist diese Reise der Hoehepunkt des seglerischen Lebens. Ich verstehe wirklich nicht, wie jemand diese Ueberfuehrung als langweilig empfinden kann. Gut, es mag eine Menge Gruende dafuer geben, aber wir drei hier an Bord stellten gestern mit Erstaunen fest, dass wir schon eine Woche auf See sind. Und noch nie Langeweile, Frust oder Ungeduld aufkamen. Und das, obwohl wir auf rd. 50 qm zusammenleben und keine Chance haben, mal eben einkaufen, ins Kino oder mit dem Hund zu gehen.
Also, wie der Grieche schon sagte: At the bottom line war es die richtige Entscheidung, hier mitzumachen. Und nur noch 1.800 sm bis zum Ziel. Rumpunch is awaiting us! :_)