Archiv für den Monat: September 2015

Das Ende einer langen Reise naht..

12.09.2015 79 sm (2.798 sm gesamt)

„Fest vor Moorings in Porto Rotondo“. Dies ist der letzte Logbucheintrag.
Fast 2.800 sm liegen hinter uns seit dem 18. April und fast fuenf Monate. Zeit fuer ein Resumee. Es sollte das erste Jahr werden nach dem early retirement, in dem das Segeln nicht nur auf drei oder vier Wochen begrenzt ist. Es sollte auch ein Test werden, ob wir es schaffen, durchs Mittelmeer zu segeln, ob wir Spass haben, so lange an Bord zu sein und letztendlich, ob wir weiter ueber den Atlantik wollen.
Und wie das mit Tests manchmal so ist, laeuft nicht alles so, wie man es sich erwartet oder erhofft hat. Geschafft und das ohne groessere Schaeden haben wir die Tour. Allerdings hatten wir nach spaetestens drei Monaten immer mehr das Beduerfnis, wenn auch nur fuer zwei oder drei Wochen, aber in jedem Fall nach Hause zu fliegen. Uns fehlten die Berge, die Kuehe, unser Haus und unser Garten sowie die in Bayern sich gerade im Sommer haeufenden Feste. Und der Atlantik? Nun, so wie wir es wollten, geht es in keinem Fall. Nadine ging es auf den meisten langen Ueberfahrten regelmaessig schlecht und auch ich weiss zur Zeit noch nicht, ob ich es so witzig finde, 20 Tage und Naechte am Stueck auf See zu sein. Hinzu kommt, dass wir das Mittelmeer und insbesondere Sardinien so richtig toll gefunden haben. Im Moment finden wir es hier schoener als in der Karibik. Das wird sich wahrscheinlich aendern, wenn unsere Freunde Conny und Paul von der „My Lady“, die mit der ARC 2016 ruebergehen, uns von der Ueberfahrt und ihren Eindruecken von der Karibik vorschwaermen werden. Gut, dann werde ich mir eine Crew suchen und 2017 nachfolgen.
Welches Land hat uns am besten gefallen? Von der Landschaft her steht Kroatien immer noch an erster Stelle, dann kommen Sardinien, Korsika, Griechenland, Tuerkei und die Balearen. Wir haben immer wieder diese wunderschoene Inselwelt im Sueden Kroatiens vermisst und insbesondere die geschuetzten Buchten mit den Tavernen, vor denen man einfach anlegt und dann zu Abend isst.
Von der Freundlichkeit der Menschen, der Qualitaet des Essens und Trinkens und auch des Preis-/Leistungsverhaeltnisses steht Sardinien an erster Stelle, dicht gefolgt von der Tuerkei, Spanien, Griechenland und Korsika.
Die professionellsten Schiffsspezialisten haben wir auf Mallorca gefunden, den besten Weisswein auf Sardinien und den besten Rotwein auf Mallorca.
Wie geht es weiter? Nun, alle die jetzt enttaeuscht sind, weil sie naechstes Jahr den Blog mit der Atlantikueberquerung erwartet haben, darf ich ein wenig troesten: Ich bin selbst enttaeuscht und dann lest halt einfach den der „My Lady“.
Fuer alle anderen: Wir haben lange ueberlegt, ob wir diesen Blog jetzt einstellen sollen – aus o.g. Gruenden.
Aber da wir an sich den Blog fuer unsere Verwandten und Freunde und fuer uns als Erinnerung, wenn wir denn mal im Schaukelstuhl sitzen, schreiben, werden wir weiter machen. 2016 mit Sardinien, Korsika und eventuell Elba. In diesem Sinne bis zum Juni 2016: Fair winds!

so macht es Spass…

08.09.2015 35 sm (2.719 gesamt)

Ein herrliches Gefuehl bemaechtigt sich meiner bereits seit heute Morgen. Es dauert an und sorgt dafuer, dass ich mich sogar daran mache, schon wieder einen Blog zu schreiben. Wie heisst die alte Weisheit? „Ein Tag auf See ist ein verlorener Tag im Hafen“. Wie richtig das doch sein kann.
Seit heute Nacht blaest es und es wird immer mehr. Zur Zeit messen wir Boen von fast 30 kts. Aus Ost! Nichts mehr mit Mistral. Und wir liegen sicher in der Marina in Stintino. Diesmal stimmte die Vorhersage der Wetterwelt 100%ig fast auf eine viertel Stunde genau. Schon klasse, Chapeau vor solchen Profis!
Und wir haben genau das kleine Wetterfenster erwischt, also in aller Bescheidenheit: Unsere Planung war auch nicht schlecht. Vielleicht doch ueber den Atlantik? Bisher fehlt mir noch die Crew, aber ich bin auf der Suche. Nadine hat sich trotz ihrer Anfaelligkeit fuer Seekrankheit bereits committet, zumindest von Gibraltar ueber Madeira nach Las Palmas mitzufahren und sich dann endgueltig zu entscheiden. Aber ueber den grossen Teich brauchen wir definitiv noch zwei erfahrene Segler, ansonsten Satz mit X.
Nun nutzen wir den Tag mit Suesswasserwaesche fuer Schiff und Kissen, Waschmaschinenwaesche und viele andere kleine Dinge.
An Schaeden hatten wir diesmal nur eine durch die Wellen abgerissene Abdeckung der Motorraumlueftung. Allerdings, was heisst hier nur? Anscheinend eine voellige Fehlkonstruktion von Lagoon, denn es ist jetzt schon die dritte Abdeckung, die floeten gegangen ist. Erstens aergerlich, zweitens teuer und drittens muessen wir uns mal Gedanken darueber machen, wie man das Teil besser an seinem zugedachten Platz halten kann. Vielleicht statt der sieben Schrauben die doppelte Anzahl nehmen? Oder das Teil aus Edelstahl machen lassen (einmal ist es naemlich bereits mitten durchgebrochen und bei dem, was die Werft dafuer nimmt, ist Edelstahl wahrscheinlich sogar billiger)? Am besten 12 Schrauben, deutlich laenger als die bisherigen, mit Unterlegscheiben und das Teil aus Edelstahl.

Wer nicht wagt, der nicht kommt los…

07.09.2015 169 sm (2.682 sm gesamt)

..dachten wir uns, als auch der neueste Wetterbericht gestern kein vernuenftiges Wetterfenster in den naechsten fuenf Tagen aufzeigte. Mistral ist schliesslich auch nur ein Wind. Vorsichtshalber banden wir aber schon direkt beim Aufbruch um 12:30 Uhr ein Reff ins Gross. Das war auch absolut sinnvoll, denn kaum waren wir aus dem geschuetzten Hafen heraus, ging der Zirkus los. Dabei war gar nicht einmal der Wind das Schlimmste, denn darauf kann man sich ja doch mit entsprechend reduzierter Segelflaeche gut einstellen, nein, die Welle ist das wirklich Ekelhafte. In unserem Fall stand eine relativ hohe Duenung von dem tagelangen Nordostwind, die sich unbedingt mit der aus Nordwest kommenden Welle, die der Mistral aufbaute, anfreunden wollte.
Ok, Augen zu und durch – selbst Nadine blieb diesmal seefest. Wahrscheinlich, weil sie mich nicht wieder die ganze Nacht alleine lassen wollte, der Wille versetzt ja oft Berge.
Wie gesagt,vom Wind her war es ok, zwischen 15 und 28 kts Wind(wie immer natuerlich nachts aufrischend). Da wir aber das Streckenwetter durch die Wetterwelt hatten berechnen lassen und dies diesmal hundertprozentig stimmte, hatten wir vor Einbruch der Dunkelheit ein zweites Reff ins Gross und spaeter dann noch eins in die Genua gebunden.
Mit dieser extrem reduzierten Segelflaeche liefen wir immer noch zwischen 6,5 und 8,5 kts, kaum vorstellbar.
Ich freute mich schon auf einen Rekord, hatten wir doch auf der Hinreise 30 Stunden gebraucht und nun sah es nach 27 Stunden aus. Aber leider hatte ich die Rechnung ohne den Mistral gemacht, der seinen Job rd. 48 sm vor Sardinien als beendet ansah und einfach schlafen ging. Im Gegensatz zu uns, die dann dummerweise den Jockel starten mussten. Nix mit Rekord!
Gerade stehen wir 29 sm vor der Fornelli Passage und haben beschlossen, von dort nicht noch mal fuenf Stunden bis in die Marina von Isola Rossa zu laufen sondern direkt rechts nach Stintino abzubiegen. Irgend wann reicht es einem dann auch! Die naechsten Tage werden wir dann dort in aller Ruhe und an vier Leinen befestigt dem starken Ostwind zuschauen und uns freuen, dass wir es nicht mehr weit bis nach Portorotondo haben. Wahrscheinlich geht es dann am 11. weiter, dann soll sich der Ost weitgehend gelegt haben.

warten, warten, warten…

05.09.2015 62 sm (2503 sm gesamt)

Tja, eigentlich gibt es nicht viel zu erzaehlen und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es so lange keinen Blog mehr gegeben hat. Oder auch, weil irgendwie die Luft raus ist. Wir freuen uns riesig auf zu Hause, Conny und Paul sind bereits seit einger Zeit in Valencia, Bibi ist wieder nach Hause geflogen, wir haengen hier in Mahon fest und mir geht das Ganze hin und her wegen der Atlantikueberquerung tierisch an die Nieren. Aber der Reihe nach.
Die Ueberfahrt von Malle nach Menorca war mal wieder davon gepraegt, dass es Bibi und Nadine mehr oder weniger die ganze Zeit uebel war und ich brav acht Stunden am Ruder stand. Die Nacht verbrachten wir in einer wunderschönen Bucht auf Menorca. Diese war allerdings so eng, dass wir Landleinen ausbringen mussten. Jeder, der unseren Blog liest, weiss, dass das an sich nicht so unser Ding ist. Diesmal hatten wir allerdings die ungekrönte aber umso effektiver vorgehende „Miss Triple-L“ bei uns. Wie ein Fisch sprang Bibi mit der Landleine über Bord, kraulte zu einem Felsen und – wir konnten gar nicht so schnell schauen – da hatte sie sich an dem Felsen auch schon hochgehangelt und beide Landleinen waren fest. Whow! Sie wurde daraufhin sofort zur Miss Super-Triple-L (Land-Leinen-Leger) gekürt.
Am nächsten Tag ging es noch die paar Meilen nach Mahon und wieder war den Damen schlecht. Kaum in Mahon angekommen, ging es Ihnen aber sofort besser und sie verschwanden den Nachmittag und den naechsten Morgen in die Altstadt zum Shoppen.
Nachdem wir Bibi vor zwei Tagen im stroemenden Regen mit dem Leihwagen nach Ciutadella zur Faehre nach Mallorca gebracht hatten, fuhren wir noch ein wenig ueber die Insel. Wirklich sehr schoen, aber leider war der Ausflug begleitet von Hagel, Sturzbaechen an Regen und Gewittern. Im Schlaucher schwamm nach unserer Rueckkehr der Benzinkanister froehlich vor sich hin und ich habe sicherlich 200 l Regenwasser rausgeholt.
Und nun liegen wir hier und warten und warten, denn im Moment weht der Mistral draussen mit bis zu 40 kts. Kaum dass der sich ausgeblasen hat, kommt Ostwind mit bis zu 36 kts. Ich habe mich schon mehrfach gefragt, ob es nicht eine mehr als daemliche Entscheidung war, die Marina in Valencia zu canceln und eine in Sardinien auszuwaehlen. Erstens waeren wir jetzt noch schoen ein paar Tage mit unseren Freunden zusammen gewesen, zweitens schon laengst am sicheren Zielort angekommen, haetten nicht die bloede Rueckfahrt nach Sardinien und letztendlich waere es auch in Anbetracht meiner taeglichen Gemuetsschwankungen pro und contra Atlantikueberquerung besser gewesen, am spanischen Festland zu liegen.
So werden wir es wohl auf die harte Tour machen und ein kleines Wetterfenster zwischen Ende des Mistrals und Anfang des Ostwinds nutzen, um nach Sardinien zu kommen und uns dann erst mal ganz schnell vor dem starken Ostwind zu verstecken. Los muessen wir, denn ich werde langsam wirklich nervoes wegen unserer Rueckfluege. Wie gesagt, irgendwie ist die Luft im Moment bei uns beiden raus…