Bonifacio

15.07.2015 24 sm (1.737 sm gesamt)

Als ich vor vielen Jahren mit meinem Onkel und meiner Tante auf ihrer schoenen Hallberg Rassy in den Fjord von Bonifacio hineinfuhr, wusste ich, dass ich hierher irgendwann wieder zurueckkehren wuerde. Und gestern wurde dieser Wunsch wahr.
Allerdings fing der Tag gar nicht vielversprechend an, denn als erstes streikte der Plotter. Vielfaches „An/Aus“ durch Ziehen des Netzsteckers schien ihn allerdings dermassen zu nerven, dass Ihro Gnaden beschloss, doch die Arbeit aufzunehmen. Gluecklich ob dieses Beschlusses durfte ich mein angestautes Adrenalin gleich danach abbauen, derweil unsere Ankerwinsch sich ueberlegt hatte, sich anstelle des Plotters mal wieder zu verabschieden. Da wir am Abend vorher Wind in nicht unbetraechtlicher Staerke hatten, die Winsch da noch gelaufen war und ich gerne ruhig schlafe, hatten wir die eher unbedeutende Menge von gerade mal 65 m Kette zzgl. Anker draussen, etc.etc. (s. voriger Blog :-))
Auch der Hammertrick des italienischen Elektrikers hatte nicht den gewuenschten Erfolg und ich war so stinkig, dass ich aus lauter Langeweile die gesamte Elektrik durchgeprueft habe. Und siehe da: Nix Buersten kaputt, sondern schlicht und ergreifend knutschten zwei Kabel durch die Vibrationen der Maschinen miteinander, die dazu gar keine Erlaubnis hatten. Und so einen mehr oder weniger dummen Kurzschluss herbeifuehrten – dann laeuft keine Winsch der Welt mehr. Zur Ordnung gerufen, sprich, die Kabel auseinandergedrueckt und die Muttern fest angezogen, stand unserer Fahrt nach Bonifacio nun nichts mehr im Wege. Nadine war die ganze Zeit am Rohr und durfte so doofen Kommandos wie „Kurs Bonifacio“, „nee doch nicht, zurueck in die Marina mit dem Elektriker“, „Aeh, ich glaube, Du kannst doch wieder umdrehen“ folgen. Aber dazu und zu ihren Eindruecken von Bonifacio schreibt sie jetzt selbst.
Nach dem zweiten Umdrehruf dachte ich wirklich, jeden Moment kommt ein Schlauchboot angerast und bittet mich hoeflich aber bestimmend um die Abgabe eines Drogentests…..bei diesem Zickzack-Kurs, den ich da gefahren bin.
Wir hatten die ganze Fahrt die Welle gegenan und der arme Snowy hat uns das auch auf dem Teak gezeigt 🙁 Kurz vor der Einfahrt in den Fjord von Bonifacio nahm das Geschaukel nochmals kraeftig zu. Ich habe mich beim Fender vorbereiten noch nie so extrem festhalten muessen. Einige Fotos konnte ich trotzdem machen. Beeindruckend ist noch irgendwie untertrieben. Ich fuehlte mich an den Kanal von Korinth erinnert. Vor uns etliche Schiffe und hinter uns ebenfalls ein Schiff nach dem anderen. Entgegenkommend Faehren, Segler, Motoryachten, Ausflugsboote und vieles mehr. Irgendwie wie Feierabendverkehr auf der A 40.
Aber je mehr ich sehen und knipsen konnte, muss ich sagen, der bisher mit Abstand schoenste Hafen und Ort, den ich gesehen habe. Santurin und Mykonos rutschen somit auf Platz 2 und 3. Gestern Abend waren wir in einem sehr tollen Restaurant und haben uns eine Sushi Platte fuer 2 gegoennt. Die konnte sich wirklich sehen lassen. Sehr, sehr lecker! Die Beleuchtung abends ist auch nicht ohne. Hat was. Vorher sind wir rauf in die Zitadelle und den alten Ort dort oben, mit dem man nicht rechnet. Sobald man durch das alte Festungstor geht, empfaengt einen eine ganz eigen Atmospaehre mit einem Wahnsinnsflair. Zuerst wollte ich mir bei noch immer 30 Grad die Stufen nicht antun, ich haette es aber sehr bereut.
Nachdem die Purpurmond weit unter 20 m lang ist, konnten wir im Hafen vorher keinen Platz reservieren und uns wurde mehrmals gesagt (auf den ersten Blick war so gut wie alles frei) der bekannte Spruch „sorry, we are full“……wir wurden in die Bucht um die Ecke geschickt, da war allerdings wirklich alles „voll“. Somit sind wir dann zurueck und mit einem kleinen Anreiz fuer die Marineros, war dann ploetzlich fuer uns noch ein Platz frei.(Anmerkung des Skippers: das war wohl eher ein sehr, sehr grosser Anreiz!!) Schau an! Hier trifft der Satz zu: Geld regiert die Welt. Aber umkehren wollten wir wirklich nicht! Ich hatte meine Zweifel, ob wir in die Luecke passen, dank Skippers gutem Auge und seiner wirklich grossen Erfahrung hat es aber geklappt. Eine Handbreit passt diesmal an jeder Seite zwischen die Fender – mehr aber auch nicht..
Nachdem wir fest waren und ich den Blick auf Snowy geworfen hatte, sank meine Laune leider allerdings drastisch. Er sah nicht gut aus. Normalerweise traegt er seine Rute stolz wie Oskar immer oben. Diesmal nicht. Wir hatten es gut gemeint, ihm nach dem grillen vorgestern unsere Schnitzelknochen zu geben. Dies stellte sich nun aber zum ersten Mal als fatal heraus. Der kleine Mann hat davon eine Verstopfung bekommen. Erst heute scheint es ihm sooo langsam wieder besser zu gehen. Ich habe gestern in der Apotheke eine kleine Hilfe besorgt, aber gleich gehen wir zur Vorsorge trotzdem noch zum Tierarzt. Der Ort ist nicht nur super schoen, er hat auch einen gut sortierten Supermarkt, Apotheke, Schiffshaendler und Tierarzt. Letzterer ist dummerweise aber nur nachher fuer 1 Stunde anwesend. Deswegen sind wir auch noch hier. Eigentlich wollten wir schon laengst wieder in Sardinien sein, aber sicher ist sicher. Nun warten wir solange auf dem Vorschiff und gucken uns die vielen raus und reins, sowie fetten (und zum Teil echt haesslichen) Poette an. Bis auf sehr wenige Plaetze wurde die Marina gestern uebrigens doch noch voll…