02.07. , immer noch in der Werft in Bastia, 16 sm gesamt

Bastia – eine bezaubernde Stadt. Zumindest die Altstadt rund um den alten Hafen.
Und während ich gestern noch fast ein wenig traurig war, dass wir Samstag aufbrechen, weil es wirklich schön ist, abends durch die Altstadt zu schlendern, in einem der kleinen Cafes oder Bistros ein Glas zu trinken und anschließend gut zu essen, wurde mir heute die Gelegenheit gegeben, dieses Gefühl noch einige Tage auskosten zu dürfen. Wie das?
Nun, gestern waren die Mechaniker zuversichtlich, alle Arbeiten bis heute Abend erledigt zu bekommen, so dass wir morgen am Samstag wieder ins Wasser gelassen hätten werden können.
Dummerweise (aber damit glücklicherweise für die Weiterreise) haben sie heute morgen einen Riß am Wärmetauscher einer Maschine festgestellt, der uns über kurz oder lang den kompletten Motor zerstört hätte. Und da so etwas häufig nicht bei Flaute am helllichten Tag passiert, sondern bei Sturm kurz vor der Hafeneinfahrt, bin ich sehr froh, dass sie so ordentlich arbeiten. Apropos ordentlich arbeiten: die Mitarbeiter hier bei CNB sind alle sehr jung, gut ausgebildet, lösungsorientiert und gut drauf. Ich kann diese Werft wirklich weiter empfehlen. Inzwischen kennen wir jeden auch mit seinem Vornamen und wir werden fast wie Inventar behandelt. Das schönste Kompliment machte uns heute Valentin, der seit Tagen an unseren Antrieben arbeitet: „Ihr seid anders als die meisten Leute, mit denen wir hier zu tun haben. Die haben oft vergammelte Boote und erwarten dann von uns, dass wir mit einem Zauberstab wedeln und im Nu ist alles wieder repariert und strahlend neu.
Ihr schaut uns die ganze Zeit über die Schulter, man kann mit Euch über die festgestellten Probleme reden und die angedachten Lösungen diskutieren, das Schiff selber ist sauber und grundsätzlich in sehr gutem Schuß. Ihr seid cool!“ Na, wenn das nicht mal wie Honig die Kehle runterläuft 🙂
Selbst wenn es den ganzen Aufenthalt hier deutlich verteuert, vom Hotel angefangen bis zu den Werftarbeiten. Na, wenigstens können wir dann noch ein paar Abende die schöne Altstadt genießen. Hauptsache, wir sind am 15. Juli auf Procida, denn da warten dann Bibi und Uli auf uns.

29.6., 4nm, gesamt 16 nm, Bastia

Heute Morgen ging es noch ein Stündchen bis zum Port Toga in Bastia, in dem die Werft liegt.
Die Einfahrt ist dermaßen eng, dass man das Gefühl bekommt, beim Bau hätte es noch keine Katamarane gegeben. Links grinsen einen dicht unter der Wasseroberfläche liegende dicke Felsbrocken an, rechts versuchen Muringleinen sich um den Prop zu wickeln. Wir waren heilfroh, dass so gut wie kein Wind wehte. Die Einfahrt ins Travelliftbecken trafen wir gut und zwei Stunden später stand unser Schiffle sicher auf Holzböcken an Land.
Der Tag verging mit diversen Wartungsarbeiten, dann ging es ins Hotel, das Nadine aufgrund ihrer unnachahmlich guten Recherche direkt gegenüber der Werft gebucht hatte.
Jetzt sitzen wir noch bei einer Frustpizza (England:Deutschland👎🙁) und dann geht es in die Heia.
Leider wird sich unser Aufenthalt hier verlängern, da Ersatzteile erst in Frankreich bestellt werden müssen. Wie sagte gestern eine Korsin zu mir über Korsika: „it is not just an Island, sometimes it is a prison“. Na, dann hoffen wir mal, dass die Teile zumindest mit DHL verschickt werden🤗
Aber: Anmerkung vom nächsten Tag: die Jungs hier sind echt fit, schnell und ordentlich: 2 x Antifouling ist bereits drauf, drei defekte Seeventile ausgetauscht, gerade kommt der Mechaniker für die Motoren, um mit dem vorhandenen Material zu beginnen. Insgesamt bisher eine deutlich bessere Leistung, als die deutsche Fussballnationalmannschaft gestern gezeigt hat😕

28.6., 12 nm, Erbalunga

Irgendwie ist jeder Liegeplatzwechsel mit Wehmut verbunden. Schon nach wenigen Jahren kennt man ja doch eine Reihe von Einheimischen (insbesondere, da man auch häufiger außerhalb der Saison am Schiff war) und wird erkannt: im Restaurant freuen sie sich, dass du wieder da bist, die Marineros grüßen freundlich, der Werftchef fragt, wie es Dir geht und wenn man durchs Dorf geht, grüssen einige Einheimische, sei es der alte Herr aus dem Nautikgeschäft oder die Inhaberin des „Bikinistores“.
Manche loben Dich, dass Dein Französisch/Italienisch immer besser wird (ok, das wurde mir mit griechisch/türkisch/kroatisch) noch nie gesagt 😳, andere sagen Dir, dass sie es schade finden, dass Du gehst. Tja, es gibt immer gute Gründe, dass man geht, aber es ist und bleibt ein schönes Gefühl, mit anderen Menschen aus anderen Nationen trotz Sprachbarrieren warm geworden zu sein.
Heute war also grosser „Verabschiedungstag“. Schön zu hören war, dass Jean-Paul (der ehrwürdige Hafenmeister) mir sagte, wenn wir wieder zurückkommen wollten, sollten wir ihn nur anrufen, dann hätten wir sofort wieder einen Platz! „Ca marche“.
Jetzt liegen wir vor Erbalunga vor Anker, haben gut zu Abend gegessen und morgen früh geht es die restlichen 4 nm in den Port Tonga, wo der Travellift auf uns wartet.

26.6. 2021

Die Korsen haben anscheinend Wind von unserer geplanten Verlegung bekommen und beschlossen, uns den Abschied deutlich leichter zu machen. Oder um mit Obelix zu sprechen:
„Die spinnen, die Korsen“.

Und warum: Nun, als Armin aus der Capitainerie vom Bezahlen kam, erzählte er, dass die Liegeplatzgebühren von der Länge des Schiffes als Bemessungsgrundlage (wobei Katamarane sowie mit der 1,5-fachen Länge eingestuft wurden) auf qm (d.h. Länge x Breite) umgestellt worden sind.
Mit dieser dramatischen Umstellung würde unser Liegeplatz ab 1. Juli rd 60 % mehr kosten als in den Vorjahren – und als in Kroatien! MIt dieser Entwicklung hätten wir uns sowieso ein neues Plätzchen suchen müssen.

Donnerstag, 24.6.2021

In sechs Monaten ist Heiligabend! Aber im Ernst: uns geht es gut, Navi läuft, Motoren ebenfalls, wir sind mit allen Checks durch. Ab jetzt kommen vier Tage Urlaub und dann die Werft. Nicole und Armin (auch TOler), die heute früh mit ihrer Amel in Imperia gestartet sind, müssten gleich (19:30) ankommen. Und dann geht es nach einem Glas Sekt erst einmal zum Abendessen.