Archiv für den Monat: Juli 2013

Tag 25 Astypalaia – Simi

09.07.2013 76 nm (876 nm gesamt)

Erst einmal: ich lebe noch 🙂 Mast klettern ging schnell und ich hatte Glueck, kaum Wind. Es war nichts gerissen, lediglich ein Knoten bei den Lazyjacks hatte sich geloest. Ich konnte danach gar nicht so schnell den Fruehstueckstisch decken, wie Klaus-Dieter dann das Gross wieder verstaut hatte.

Der Tag gestern verlief spaeter kurzzeitig nicht mehr ganz so ruhig, wie wir ihn uns vorgestellten hatten. Snowy kennt nun auch ein griechisches Behandlungszimmer im Krankenhaus von innen, durfte aber nach einigen Minuten wieder raus. Er hatte sich mit einem Bein in einer Leine verwickelt. Bis auf eine kleine Schuerfung sind aber alle Knochen heil geblieben.

Die My Lady kam spaeter auch noch an und mit ihnen der erste Wind. Waren abends zusammen in einem Restaurant am Strand essen Anhang 2

und dann hiess, Bett ruft. Die Nacht ist um kurz nach 5 Uhr vorbei..

Der Wind flaute ueber Nacht ab, kam aber heute morgen zurueck. Nach 2 gescheiterten Ablegeversuchen hat die My Lady uns helfen muessen, vom Kai weg zu kommen. Der Wind drueckte uns jedesmal wieder dran (wegen der defekten Backbordmaschine).

Haben aktuell 30 sm hinter uns, der Tag ist noch lang. Snowy schlaeft, Klaus-Dieter schlaeft…aber beiden geht es wieder gut 🙂

Kurzer Einschub von mir (KD): Habe gerade laenger mit dem Motorenfachmann von Yanmar telefoniert, bei dem ich vor zwei Jahren meinen Motorenkurs gemacht hatte, um mich da etwas besser auszukennen und das hoerte sich gar nicht gut an. Im schlimmsten Fall muss der gesamte Saildrive erneuert werden (mit allem drum und dran, sprich: Boot aus dem Wasser, Motor aus dem Schiff, etc.) im besten Fall kann man das vor Ort reparieren. In letzterem Fall ist es eine heikle Sache, die nur vom absoluten Fachmann durchgefuehrt werden kann. Aber jetzt kommt der Hammer: Die Ursache ist ein zu niedriger Oelstand im Saildrivegetriebe. Und ich sage nur, dass das Oel vor gut zwei Monaten in Kroatien angeblich gewechselt wurde. Da schaue ich doch nicht nach, ob die Idioten genug reingetan haben. Jedenfalls nicht nach so kurzer Zeit. Aber ich weiss auch genau, dass ich gar nicht erst auf die Idee kommen sollte, Regress einzufordern. Die Worte ‚Regress‘ oder ‚Fehler‘ existieren in der kroatischen Sprache naemlich anscheinend nicht. Zumindest nicht in der Marina, aus der wir herkommen! Sorry, dass das jetzt vielleicht ein wenig polemisch klingt, aber nach dem, was ich insbesondere in den letzten Tagen vor unserer Abreise aus Kroatien mit dem dortigen Servicebetrieb erlebt habe, ist es im besten Fall Verbitterung.

Na ja, wie sagt mein Freund Paul immer: Blauwassersegeln heisst, an den schoensten Orten der Welt sein Schiff reparieren zu duerfen. (Aber leider kann ich dies im vorliegenden Fall ja nicht einmal selbst)

Ansonsten sind wir jetzt bereits 64 Seemeilen weit gekommen (rund 16 liegen noch vor uns), bei traumhaftem Wind. Wir mussten nicht motoren und fahren permanent zwischen 5,5 und 8 Knoten bei nicht mehr als 23 Knoten Wind (5 -6 Beaufort).

Nachdem es morgen wieder starkwindig werden soll, hatten die My Lady und wir kurzfristig beschlossen, heute den grossen Schlag zu fahren und dann auszuklarieren, um morgen in der Tuerkei einzuklarieren. Dann wollen wir noch drei Tage buchteln und uns von der langen Reise ein wenig erholen, bevor es dann Samstag – an Conny’s und Hannah’s Geburtstag, in unsere neue Marina in Marmaris geht.

Geschafft 😉 zumindest fast. In knapp 2 Stunden sind wir da. Wie ihr gelesen habt, Klaus-Dieter ist wieder wach, nur Snowy doest noch. Aber das ist auch gut so, wir haben naemlich aktuell 29,9 Grad. Inzwischen motoren wir und waren zwischenzeitlich schon kurz in der Tuerkei. Aber haben quasi nur tuerkische Seeluft geschnappt, da wir uns nicht exakt an die Grenzlinie auf See gehalten haben..tz tz tz.

Tag 24 Kurzinfo aus Astypalaia

Also, an dieser Stelle muss ich doch mal was richtig stellen. Einige von unseren Lesern machen sich erhebliche Sorgen wegen des ‚Bruchs‘, des Windes u.ae.
Da muessen wir uns wohl die selbstkritische Frage stellen, ob wir die Dinge eventuell zu negativ darstellen. Also insofern werden wir zukuenftig auch die tollen (und wahrscheinlich als selbstverstaendlich angenommenen) Seiten ein wenig mehr in den Vordergrund ruecken. Wie zum Beispiel den absolut genialen Segeltag gestern. Wo man nur denkt, so kann das gerne vier Wochen weitergehen. Oder den suessen Ort, in dem wir gerade im Internetcafe sitzen, leckeren Orangensaft bzw. Cappuccino Frape geniessen und Bilder einstellen. Und es genial finden, dass hier jeder, aber auch wirklich jeder kostenlosen Internetzugang anbietet. Oder den Absacker im Netz gestern abend mit gutem Rotwein…oder…oder..oder.
Und ganz offen gesagt, Bruch gehoert dazu. So ein Schiff ist nun einmal kein Auto und die Materialbelastung teilweise schon ganz schoen hoch. Wind kann man nun einmal nicht abstellen und solange wir noch im Beruf stehen, gibt es nun einmal einen terminierten Rueckflug und die Notwendigkeit, bis dahin in Marmaris angekommen zu sein. Das wird sich in einem Jahr aendern, da segeln wir nur, wenn der Wind guenstig steht. Jedenfalls in der Regel 🙂 Und von etwas gestochen oder gebissen zu werden, das kann auch ueberall und jedem passieren. Die Frage ist einzig und allein, wie man damit umgeht. Klar aergert man sich ueber schlechte Qualitaet, aber auch die ist in der Branche leider – nicht wie in der KFZ Branche – oft verbreitet und nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal von Lagoon. Yanmar Motoren gelten z.B. als ziemlich unverwuestlich, trotzdem haben wir einen Kupplungsschaden. So what, wir segeln und haben es gestern auch mit einer Maschine hier an den Kai geschafft. Muss halt jetzt in der Tuerkei repariert werden.
Soweit mein Zwischenkommentar. Nachdem ich heute morgen bereits zwei Stunden fuer die Firma gearbeitet habe, Nadine bereits im Mast war, alles gespuelt ist, diese Zeilen geschrieben und die Bilder gleich eingestellt werden, bin ich erschoepft von der vielen Arbeit. Ich denke, ich sollte mir mal ein Bier bestellen…… 🙂

Tag 23 Ios – Astypalaia

07.07.2013 65 nm (800 nm gesamt)
Tja, leider steht in der Ueberschrift nicht: Ios – Santorin, aber, wie schon gesagt, Sicherheit geht vor.
Heute morgen muss ich wieder einmal das hohe Lied der Griechen singen. Gestern im Krankenhaus: alle mehr als freundlich, kompetent und nach zwei Stunden habe ich 14 Euro bezahlt, wobei sie sich weigerten, auch nur einen zusaetzlichen Euro fuer eine Kaffeekasse oder so anzunehmen. Die Apotheke hatte – ganz selbstverstaendlich – um 2300 Uhr noch auf.
Heute morgen (Sonntag!) kamen zwei Mechankiker auf die Minute puenktlich!!, diagnostizierten einen Kupplungsschaden und wollten alle notwendigen Teile am Montagmorgen bestellen. Als ich sagte, wir muessten weiter, boten sie an, die notwendigen Teile mit Mechaniker von Athen auf die naechste Insel, auf der wir seien, zu organisieren. Nach einer guten halben Stunde fuhren sie wieder, wollten nichts berechnen und das Trinkgeld, das ich ihnen dann trotzdem in die Hand drueckte, nahmen sie wirklich widerstrebend. Holla, die Waldfee, sage ich da nur! Respekt, Respekt! (Ach uebrigens, in dem Zusammenhang stellten wir dann fest, dass bei den gerade erst in Kroatien gewarteten Motoren der Oelstand unter Minimum war – no comment!)
Haben uns entschlossen, in Anbetracht des tollen Windes (heute stimmen ausnahmsweise einmal Richtung und Staerke) gleich nach Astypalaia durchzufahren. Wird lang, aber dafuer haben wir dann morgen einen Relax-Tag und koennen auf die My Lady warten, die hinter uns ist. Wie gesagt, langer Seetag, kein Fisch an der Leine – insofern gibt es nicht viel zu berichten. Aber vielleicht hat Nadine ja noch etwas zu ergaenzen.

Kaum war das hier geschrieben, holten wir das Gross runter. Bei 3 Knoten Wind und ausserdem sind wir gleich angekommen 😉 endlich! Aber ein Tag ohne Aergernis soll es wohl nicht bleiben. Gross lag kaum in seiner Tasche, machte es klatsch und das Gross lag samt Tasche auf dem Deck. Na suuupi, langsam reicht es mal! Bei den Maengeln und dem Geknatsche waehrend des segelns bleibt ja langsam nur noch zu hoffen, dass uns das Schiff heil nach Marmaris bringt…

Irgend etwas ist wieder mal gerissen und morgen heisst es dann fuer mich, hoch in den Mast, Frischluft schnappen. Ich hoffe, dass der Wind – ausnahmsweise weiterhin vorhersagengetreu- wirklich auch weg bleibt. Auf das Geschaukel da oben wie beim letzten Mal, wo ich nur runterbruellen kann, geht lieber in Deckung, mir wird immer schlechter, kann ich gerne verzichten. Zumal ich bisher toi toi toi, ihr wisst schon. Und nein, ich schlafe nicht stundenlang 😉
Sind in einem supernetten Dorf laengseits am Kai. Dazu morgen mehr. Ich sage nur 800sm – nicht schlecht, oder?

Tag 22 Paros – Ios

06.07.2013 34 nm (735 nm gesamt)

Klaus-Dieter hat gestern Abend noch Tracy und Steve von der Lagoon `At last` kennengelernt. Die Beiden aus Kalifornien haben ebenfalls eine 400er und somit wurde sich lange ueber die diversen Maengel, die von Anfang an aufgetreten sind, unterhalten. Es war wirklich lustig. So wie: ‚I had/have that and that issue‘ Antwort: ‚Same that I got.‘ Sie nennen ihre Ikea und verstehen auch nicht, wie eine so grosse und bekannte Werft in vielen Bereichen so unzureichende Qualitaet bzw. schlechte Detailloesungen abliefern kann.

Der heutige Tag haette so schoen enden koennen – naemlich so, wie er begonnen hat. Wir sind gegen Mittag los und hatten eine wunderschoene Ueberfahrt nach Ios, ruhige achterliche Winde, am Anfang 6, dann abflauend auf 4 Beaufort.
Als wir in den Hafen von Ios einbogen, merkte ich (Klaus-Dieter) auf einmal, dass die Backbordmaschine nicht reagierte. Ich hatte ploetzlich keinen Schub mehr auf dem Propeller. Da uns natuerlich genau in dem Moment eine Boe kraeftig zur Seite drueckte, machten wir schnell provisorisch an dem Fischerboot fest, auf das wir gedrueckt wurden. Nach mehreren Tauchgaengen waren wir leider nur um die Erkenntnis schlauer, dass sich der Propeller bei langsamen Drehzahlen noch drehte, dann aber, wenn die Drehzahl erhoeht wurde, schlupfte, d.h. sich gar nicht mehr drehte. Na toll! Versuch einmal einer, ein Manoever mit einem Katamaran mit nur einer Maschine zu fahren. No way, da der Bug immer nur in eine Richtung gedrueckt wird. Da wir der Ursache nicht auf den Grund gehen konnten, war guter Rat teuer. In dem Moment kam auch noch der Fischer und lamentierte, wir muessten da weg, wir wuerden sein Boot zerdruecken (12 m Fischerkahn, 20 Tonnen, haha) usw. Mit Hilfe eines netten anderen griechischen Skippers sowie der Coast Guard gelang es uns erst, den Fischer zu beruhigen und dann mit gemeinsamen Kraeften, die Purpurmond so wegzudruecken, dass ich mit einer Maschine wegkam. Wir erhielten dann von der Coast Guard die Ausnahmegenehmigung, im Hafen zu ankern (Dies ist normalerweise wegen des notwendigen Manoevrierraums, den die Faehren benoetigen, verboten) und man versprach uns, morgen (Sonntag!!) einen ‚car mechanic‘ zu schicken. (Der m.E. aber auch nichts ausrichten wird.) Ich vermute, dass entweder etwas im Propeller defekt ist, so dass er nicht mehr griffig auf der Welle sitzt oder was im Gertriebe. Tja, Santorin gestorben!! Leider, aber Sicherheit geht vor. Nach Ruecksprache mit der My Lady erfuhren wir, dass die auch ziemlich genervt vom Wind waren und beschlossen hatten, die naechsten drei ruhigeren Tage zu nutzen, um zuegig nach Mamaris durch zu fahren. Durch unsere fehlende Manoevrierfaehigkeit bedingt, werden wir uns dem anschliessen. Es ist zu viel kaputt gegangen auf dem Toern und ich nutze lieber die Zeit in der Tuerkei, die notwendigen Arbeiten zu beauftragen, zumal es ab Mittwoch wieder richtig stuermisch werden soll. Dann eben Santorin, wenn wir Richtung Kanaren zuruecklaufen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Damit war aber unser taegliches Soll an Pech noch nicht erreicht. Waehrend dieses ganzen Hickhacks war ich auf ein Insekt getreten, das sofort zustach und dann wegflog – deutlich groesser als eine Biene. Vom ersten Moment an verspuerte ich einen ziemlichen Schmerz, naja, um es kurz zu machen, der Abend endete im Krankenhaus mit Infusion sowie mehreren Spritzen (Betaeubung, Schmerzmittel, Cortison, Antibiotikum) und zwei Stunden spaeter einer Handvoll Medikamente fuer die naechsten Tage – verbunden mit dem Hinweis: NO ALKOHOL!. Na super! Aber wer mich kennt, weiss, dass ich aus einer Muecke keinen Elefanten mache: der halbe Fuss war geschwollen und der Schmerz ziemlich unertraeglich.

Urlaub sieht -aktuell zumindest- irgendwie anders aus (Nadine).

Tag 21 Mykonos – Paros

05.07.2013 22 nm (701 nm gesamt)
An sich ein kurzer Schlag von nicht einmal vier Stunden. Aber, um ganz ehrlich zu sein, als wir in die geschuetzte Bucht im Norden von Paros einliefen, hatte ich auch die Nase voll. Wenn man am Steuer steht, sich Weib und Hund schon wieder in das schuetzende ‚Wohnzimmer‘ zurueckgezogen haben und denkt ‚Gott sei Dank, der Wind schlaeft langsam ein‘ und schaut auf den Windmesser, der tatsaechlich einen Rueckgang auf ‚gerade mal‘ sieben Windstarken anzeigt, dann laeuft was falsch. So schoen das Revier ist, aber langsam geht mir der Meltemi echt auf den Zwirn. Heute hatten wir in der Spitze 9 Windstaerken, sprich ueber 38 kts. Wer es nicht glaubt, der schaue auf das angehaengte Bild. (Max TWS heisst: maximum true wind speed!). Haben fast 60 m Kette draussen und das erste, was ich in der Tuerkei machen werde, ist, 120 m Ankerkette zu kaufen!
In der Bucht liegt auch ein grosses Kreuzfahrtschiff und heute habe ich mich das erste Mal gefragt, warum ich nicht nur in Bayern bergwandern gehe und jedes Jahr zwei Kreuzfahrten buche und aus dem 15. Stock auf das Meer schaue.
Naja, wenn man dann erst einmal eine Stunde vor Anker gelegen hat und der auch noch haelt, dann beruhigt man sich wieder, aber nochmals: Auf den Meltemi in Sturmstaerke kann ich locker verzichten.
Gut, einen positiven Aspekt hatte das heute: es stimmt wirklich, dass Wellen, die ‚haushoch‘ erscheinen und von hinten angerauscht kommen, nicht ueber dem Schiff zusammenschlagen, sondern das Boot wie einen Korken anheben, drunter herrauschen und es dann wieder im Tal absetzen. Ein bisschen wie Achterbahnfahren, aber nach einiger Zeit stellt sich dann doch ein Gefuehl von:‘ ist ja gar nicht so schlimm‘ ein. Und die Atlantikwelle soll ja noch hoeher sein.
Und noch etwas Positives kann man dem Wind abgewinnen: Wir koennen gar nicht so viel Strom verbrauchen, wie der Windgenerator produziert. Aber nochmals: Lieber Kerzenschein, als dieser Meltemi! Und morgen soll es nicht besser werden. Nee danke, aber mit Griechenland als Segelrevier habe ich abgeschlossen. Null Bock! So, das war’s von meiner Seite!!

Ich kann nur sagen, wo er recht hat, hat er recht…aber das leckere Essen von gestern Abend musste einfach drin bleiben 😉 (Tz, tz und die ersten beiden Stunden haben Snowy und ich tapfer draussen durchgehalten)