Archiv für den Monat: Juli 2021

16.07., Acciaroli, 58 sm, 337 sm gesamt

Irgendwie kommen einem die besten Ideen immer, wenn man nachts aufwacht und nicht sofort wieder einschlafen kann. So ging es mir mal wieder, als ich überlegte, was wir denn am 14.7. so den ganzen langen Tag in der Marina Procida machen könnten. Na klar, Neapel! Die Fähren fahren alle paar Minuten, da kann das ja nicht so teuer sein und da Bibi und Uli erst am 15. einfliegen, und Nadine und ich beide Neapel noch nicht kannten – Superidee! (ohne jedes Eigenlob).
Also standen wir mal wieder früh auf, um gleich die Katamaranfähre um 07:55 Uhr zu ergattern. 40 min später trotteten wir bereits durch die berühmte Stadt unterhalb des Vesuvs. Am Anfang fanden wir es nur laut, viel Verkehr, viele Baustellen und tw. sehr verfallen. Aber dann entdeckten wir viele der schönen Piazzas, die Einkaufsmeile der Stadt, die Via Toledo und die berühmte Spaccanapoli, DIE Straße, die das historische und älteste Viertel Neapels durchquert. Und so liefen wir viel, ruhten uns zwischendurch bei erst Cappuccino, dann frisch gepreßtem Saft und mittags Prosecco bzw. Aperol Spritz ein wenig aus und kamen mit vielen neuen Eindrücken beladen kaputt (also zumindest der diese Gehübungen nicht mehr gewöhnte Skipper) am späten Nachmittag wieder in der Marina an.
By the way: die aufmerksame Coskipperin entdeckte ein liegengelassenes Ticket für die Fähre und so fanden wir noch so nebenbei heraus, dass wir als Touristen 15 Euro pro Fahrt, die Einheimischen aber nur 4,90 Euro zahlen müssen. Na, es sei ihnen gegönnt, schließlich müssen sie ja häufiger mal dem Inselkoller entgehen.
Gestern kamen dann Bibi und Uli an. Nach einem angemessenen Begrüßungsschluck ging es abends noch lecker essen.
Heute morgen wollte der Skipper um 07:00 Uhr starten; schließlich lagen fast 60 sm vor uns. Gestartet wurde dann bereits um 06:25 Uhr, da uns ein derart intensiver wie kurzer Regenguß bereits um 05:45 weckte. In aller Hektik Kissen rein, Luken dicht, Fenster zu – danach waren alle hellwach! Unterwegs gaben uns wieder zwei Delfinschulen die Ehre.
Nach gut neun Stunden erreichten wir dann Acciaroli. Der Hafen und der Ort richtig nett! Die Häuser entlang des Stadtkais sind mit Säulengängen versehen und an jeder Ecke findet man Boutiquen, Bars und nette Restaurants.

12.07., Procida, 51 sm. 279 sm gesamt

Forza Italia! Herzlichen Glückwunsch an den neuen Europameister. Ein Spiel, spannend bis zum letzten Elfmeter. Es sei ihnen gegönnt. Der in Fußball nur halbgebildete deutsche Skipper sitzt vor dem Fernseher und stellt sich nur zwei Fragen: 1) warum kann Deutschland nicht so gut, spannend und unterhaltsam spielen? Und 2) warum verdienen Profis eigentlich so viel Geld, wenn sie im Abstand von 11 m nicht mal die große Öffnung mit dem Netz treffen?
In der Bucht war jedenfalls die Hölle los. Schiffshörner, hell und tief, dröhnten langanhaltend durch die Nacht und wurden mit Echos von den Felsen zurückgeworfen. Den Möwen, die sich bereits am Felsen zur Ruhe begeben hatten, fuhr der Schrecken in das Gefieder und sie stimmten übel gelaunt in den Lärm laut kreischend mit ein.
Nach erholsamen drei Tagen vor der tollen Kulisse von Ponza ging es heute weiter: 100 Grad, 50 sm zur Insel Procida. Procida liegt im Golf von Neapel direkt neben Ischia, hat sich allerdings im Gegensatz zu Capri und Ischia noch ihren Charakter erhalten. Naja, wenigstens weitgehend. Was die Liegeplatzgebühren angeht, eher nicht. In der Hochsaison saugen sie völlig ungerührt 200 Euro pro Nacht ab. Und wenn man reservieren möchte, was im Juli und August absolut empfehlenswert ist, dann muss man den gesamten Betrag sofort überweisen. Nix Kohle vorab, nix Platz! Wie heisst es so bitter: es war schon immer etwas teurer, einen Kat zu segeln 🙁
Aber da Bibi und Uli per Flieger und Fähre hierher kommen, beissen wir halt zähneknirschend in den sauren Apfel. Kostensenkend sind wir auch heute in eine Bucht gefahren; die Marina werden wir erst ganz kurzfristig aufsuchen.
Eins muss ich noch erwähnen: während ich mit Paul wegen einer Frage zum Wassermacher telefonierte, schoss meine bessere Hälfte an mir vorbei, schnappte sich ihr Handy (Früher sagte man: ihren Fotoapparat) und schoss wieder nach draussen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, musste ich mir doch seit einer Woche jeden Tag mehrfach anhören: „Delfine! Wo sind Delfine? Warum sehen wir keine Delfine?“ Und heute waren sie endlich da. Eine Schule mit rd. 30 Tieren zog vor unserem Bug her. Gott sei Dank! Leider zeigten sie kein Interesse an uns, wollten nicht spielen, sondern zogen ihres Weges. Aber Hauptsache, sie waren endlich zu sehen!!

09.07., Cala d`Inferno/Ponza, 62 sm. 229 sm gesamt

Nach zwei Tagen im Tiber bescherte uns heute der Wettergott den ersten herrlichen Segeltag – naja, für die meisten von uns! Und „die meisten“ bei 2 Personen an Bord ist natürlich nur am Körpergewicht orientiert. Dem Coskipper*in (das war das erste und letzte Mal, dass ich gendergerecht war!!!!! – apropos gendergerecht: ist schon mal jemandem aufgefallen, dass im Radio immer vom „Geisterfahrer“ die Rede ist? Ich überlege, den Intendanten des BR anzuschreiben und zu bitten, zukünftig von Geisterfahrerin zu sprechen .-) ) war wie immer bei Welle von der Seite nicht so wohl und sie zog es vor, etwas Schlaf nachzuholen.
Wie auch immer: 16 kn Wind aus West bescherten uns heute zwischen 6 und 8 kts Geschwindigkeit und so brauchten wir bis zu unserem Ziel statt der gedachten 10 Stunden nur gut 8 1/2. Die Differenz klingt nach wenig, aber wer sich auskennt, weiß: 1 1/2 Stunden können ganz schön lang werden.
Als wir um die Ecke von Ponza bogen, kam als erstes der Gedanke auf: ach, hier sind sie alle!
Das muss erklärt werden: wir hatten uns die ganze Zeit bereits gewundert, warum wir mehr oder weniger alleine auf See sind. Und hier: um die Ecke und gut 80 Boote im Schatten (und in Lee) der imposanten Kreidefelsen. Aber es ist auch wirklich toll hier: Kristallklares Wasser, ankern auf 4 m Sand, die imposanten Felsen im Hintergrund. Wir waren ja bereits 2019 mit Bibi und Uli mal hier, mussten aber damals leider nach einem Tag weiter. Jetzt haben wir drei Tage, müssen wir doch erst am 14.7. in Procida sein.

07. Juli 2021, 167 sm gesamt, Marina Porto Romano/Tiber/Rom

Fuhren gestern doch nicht nur bis Giglio. Da wir dem Wetterbericht vertrauten, beschlossen wir kurzfristig, direkt die fast 80 sm bis nach Riva di Traiano an der italienischen Festlandsküste durchzuziehen. Es sollte nämlich Wind bis 25 kn kommen. Bei spiegelglattem Wasser erreichten wir nach gut 12 Stunden die Marina. (Es wird wirklich Zeit, dass sich der Flugverkehr wieder normalisiert, damit der Wetterbericht besser wird).
Heute ging es nur 35 sm weiter. Nun liegen wir im Tiber vor Rom. Ein Tip unserer Freunde Dunia und Marco. In der den meisten Italienern eigenen, lieben Art hat Dunia uns sofort angeboten, die Reservierung für uns vorzunehmen. Wir werden gleich mal einen Landspaziergang durch die Marina machen.
Ach, was ich fast vergessen hätte zu erzählen: am letzten Abend in Bastia waren wir in einem netten Restaurant am alten Hafen. Die Speisekarte war auch ins Deutsche übersetzt und ich möchte einige dieser Übersetzungen hier kurz wiedergeben (sobald ich mal Bilder einstellen kann; ich habe sie auch fotografiert):

Sole meuniere = Sohle in Butter gekühlt
Couteaux a la braise = gegrillte Messer
Fine de Claire = Geldstrafe von Claire
Dann gab es noch andere Schmankerl wie jungfräuliche Cocktails u.a. Aber wie heisst es immer so schön: der gute Wille zählt 🙂

05.07., 40 sm, 56 sm gesamt

Gestern mittag kamen Heidi und Michael mit der Fähre an. Sie brachten Felix, einen ihrer Söhne mit, der mit den Eltern Urlaub an Bord machen möchte. Praktischerweise hatte Felix auch noch keine Pläne für seine Rückreise. Nachdem wir von den beiden zum Eis essen eingeladen wurden, tratschten wir, bis Michael zum Aufbruch blies – was ich voll und ganz verstehen konnte. Da man nach der langen Reise schnell zum Schiff möchte, war es schon lieb, dass sie sich noch die Zeit zum Klönen genommen hatten. Und warum meinte ich „praktischerweise“?
Nun, ganz einfach. Felix bekam den Autoschlüssel und fuhr dann hinter den Eltern mit unserem Pickup her. Eine sogenannte Win-Win-Situation. Denn er kann nun mit unserem Truck nach Hause fahren, wann immer er will, parkt ihn bei den Eltern und wir holen ihn uns einfach Anfang September ab, wenn wir in der Gegend sind.
Heute morgen, als ich am Schiff ankam, saßen Valentin und Cedric bereits fleissig an den Saildrives. Ich kann mich nur wiederholen, die Werft ist absolut empfehlenswert und gerade die beiden machen einen sehr kompetenten Eindruck!
Alle ausgetauschten Seeventile waren bereits angeschlossen und es sah gut aus, dass wir heute endlich Richtung Elba aufbrechen könnten.
Um das Schicksal darüber hinaus positiv zu beeinflussen, hatten wir auch im Hotel ausgecheckt.
Na, was soll ich sagen: nachdem die Rechnung beglichen war, hingen wir gegen 11:30 Uhr im Travellift und hatten uns keine halbe Stunde später aus dem engen Hafenbecken laviert. Mit leichten Winden und Kurs 88° ging es dann nach Elba in die Lacona Beach Bucht.
An sich wollten wir uns ordentlich von Elba verabschieden: mit einem guten Abendessen im Da Ledo mit gratinierten Jakobsmuscheln und anderen leckeren Dingen. Aber irgendwie hatten wir beide keine Lust mehr, das Schiff zu verlassen. Daher beschließen wir den Tag mit einem indischen Tandoori Hühnchen mit Reis – gekocht von Starköchin und Co-Skipperin Nadine. Und ich wette, es wird uns genauso gut schmecken.
Morgen geht es weiter nach Giglio (traurige Berühmtheit hat diese Insel durch die Kenterung des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia erlangt).